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  • 1. FC Union gegen Hertha BSC

Ein Derby voller Herausforderungen

Der 1. FC Union empfängt Hertha BSC - und die Alte Försterei ist trotz höchster Inzidenzzahlen erstmals seit 20 Monaten wieder ausverkauft

Als der 1. FC Union am Donnerstag seine Medienrunde zum anstehenden Spieltag abhielt, wurden zwei Dinge deutlich. Erstens: Es ist Derbyzeit. Pressechef Christian Arbeit erschien in einem Hoodie mit der Aufschrift »Berlin ist Rot-Weiß«. Schließlich ist Hertha BSC an diesem Sonnabend in Köpenick zu Gast. Zweitens: Weil Arbeit fast ebenso viele Fragen wie Unions Trainer Urs Fischer beantworten musste, steht beim fünften Berliner Duell in der Bundesliga nicht nur der Fußball im Fokus. Trotz der höchsten Inzidenz in der mittlerweile mehr als anderthalb Jahre andauernden Pandemie wird das Stadion mit 22 000 Zuschauern erstmals seit dem 1. März 2020 wieder voll besetzt sein.

Darüber kann man angesichts der 7-Tage-Inzidenz von 346 am Freitag in Berlin geteilter Meinung sein. Genehmigt hatte den Antrag von Union auf Vollauslastung der Alten Försterei unter 2G-Bedingungen die Senatsverwaltung für Inneres und Sport bereits am Dienstag. Beide Vereine jedenfalls sind sich einig. Urs Fischer verwies auf die politischen Entscheidungsträger: »Dafür gibt es die Leute in der Verantwortung.« Vorgegebene Regeln hätte der Verein die ganze Zeit umgesetzt. Herthas Sportchef Fredi Bobic übermittelte aus Charlottenburg: » Man kann diskutieren, ist es richtig, ist es nicht richtig. Wir haben Vorgaben, und an die halten wir uns.«

Mit voller Wucht

Für volle Arenen kämpft der Fußball schon länger. Das zeigt auch die Tatsache, dass dieses fünfte Berliner Derby in der Bundesliga erst das zweite vor Zuschauern sein wird. »In einem ausverkauften Haus bekommt das noch mal eine andere Wucht«, freut sich Fischer auf ein lang vermisstes Stadionerlebnis. Den Anblick dichtgedrängter Menschenmassen empfinden aber auch viele als verantwortungslos. Christian Arbeit verteidigt das Vorgehen und will in der breiten gesellschaftlichen Debatte auch andere »Indikatoren« berücksichtigt sehen, beispielsweise die »Hospitalisierungsinzidenz«. »Da steht die Ampel auf grün«, so Unions Pressechef.

Den zusätzlichen Aufwand stemmt der 1. FC Union in jedem Fall gern. »Mehr Menschen und mehr Technik« setzt der Verein laut Arbeit ein. Seit Donnerstag können Karteninhaber ihren 2G-Status an verschiedenen Stellen nachweisen und überprüfen lassen. Wer am Sonnabend schon mit dem entsprechenden Armbändchen zur Alten Försterei kommt, darf die Stadiontore an extra dafür eingerichteten Eingängen passieren. Aufgrund der »riesigen Herausforderung« setzt der Verein auch auf die Eigenverantwortung der Fans. »2G und ein negativer Test wären als Einlassbedingung organisatorisch nicht umsetzbar gewesen«, erklärte Arbeit. Die Bitte aber, vor dem Spiel einen Coronatest zu machen, richtet sich an alle Stadionbesucher. Das Testzentrum Alte Försterei, unweit des Stadions, bietet dafür auch am Spieltag noch die Möglichkeit.

Provokation und Derbystimmung

Anders als beim bisher einzigen Bundesligaspiel beider Klubs vor Zuschauern wird die Atmosphäre dennoch sein. Beim 1:0-Heimsieg des damaligen Aufsteigers aus Köpenick am 2. November 2019 war der Support der Ultras beider Seiten durchaus beeindruckend. Diesmal verzichten die organisierten Fans, auch die 2400 Herthaner, auf ein geschlossenes Auftreten. Sie lehnen getreu dem Motto »Alle oder keiner« Einlassbeschränkungen ab - bei aller Feindseligkeit sind sich die Ultras von Union und Hertha darin einig. Hoffentlich bleiben damit auch solche Bilder, wie die von abgefeuerten Leuchtraketen aus dem Gästeblock, die auf dem Spielfeld und den Tribünen landeten, aus. Oder jene des versuchten Platzsturms von Union-Fans.

Fußball in Berlin: Gefeierte Teilung »Wir aus dem Osten«, singt man beim 1. FC Union - der Westteil der Stadt gehört Hertha BSC

Ein Versuch, die Derbystimmung anzuheizen, ist grandios gescheitert. Am Montag »wehte« eine blau-weiße Fahne in Köpenick - direkt vor der Alten Försterei. Hertha BSC hatte mal wieder eine Kampagne gestartet und dafür 300 Werbeflächen in der Stadt gemietet. Noch am gleichen Tag verschwand sie wieder, wohl aus technischen Gründen. Und weil den Vermieter der Rollwerbetafel der Verdacht auf Vandalismus beschlich, wie der Kollege Matthias Koch erfuhr, ward die Provokation nicht mehr gesehen.

Hertha BSC begreife sich »als Verein für ganz Berlin«, so die Begründung der neuen Kampagne. Mehr Schein als Sein, davon zeugt in Charlottenburg noch anderes. Das letzte Heimspiel des selbst ernannten Hauptstadtklubs wollten gerade mal 22 000 Zuschauer sehen. Den Weg zum »Big City Club« sollen die 374 Millionen Euro von Investor Lars Windhorst ebnen. Dessen Firma, die Tennor-Holding, wurde Anfang November von einem niederländischen Gericht für insolvent erklärt. Er legte Einspruch ein - und fordert mehr Mitsprache in Vereinsangelegenheiten.

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