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Wütender Prof
Faisullah Dschalal greift Taliban in afghanischer Fernseh-Talkshow an
Der Ruf des schimpfenden Professors eilt ihm voraus und mit diesem Image avancierte er am Samstag zum TV-Star: In einer Fernsehdebatte des populären afghanischen TV-Senders ToloNews kritisierte Universitätsprofessor Faisullah Dschalal scharf die Regierungsführung der islamistischen Taliban. »Die Menschen haben kein Brot zu essen. Wie die Sicherheit ist? Keiner kann irgendetwas sagen. Die Menschen haben Angst, frei zu sprechen«, sagte er sichtlich erregt und richtete sich anklagend an Mohammad Naim, Sprecher des Taliban-Büros in Katar, der per Video zugeschaltet war und schweigend der Anklage zuhörte. Naim deutete an, dass Dschalal beleidigend sei. Die Fernsehdebatte wurde online von vielen Usern geteilt.
Professor Dschalal wird in Afghanistan seit Jahren von den beliebtesten Fernsehsendern zu Debatten eingeladen. Für seine unverblümte Kritik an den Machthabern Afghanistans ist er berühmt, auch die Ex-Präsidenten Hamid Karsai und Aschraf Ghani bekamen seine Wut zu spüren. In sozialen Medien erhielt Dschalal viel Lob für seinen Mut: Er sei der erste, der sich traue, die Islamisten offen zu kritisieren und repräsentiere die Stimme der Menschen Afghanistans. Viele tauschten ihr Profilbild mit dem eines Fotos von Dschalal, andere drückten Sorgen um seine Sicherheit aus. Anhänger der Taliban zeigen sich dagegen erbost. Manche Taliban-Mitglieder schrieben auf Twitter, man respektiere die Redefreiheit, aber der Professor solle für die Beleidigung des Taliban-Sprechers Mohammad Naim bestraft werden.
Geboren 1963, lehrt Faisullah Dschalal Rechts- und Politikwissenschaften an der Universität Kabul und war auch im afghanischen Ministerium für Hochschulbildung tätig. Als Mitglied der Loya Jirga wirkte er an der Ausarbeitung der neuen Verfassung mit. Seine Ehefrau Massuda Dschalal war die erste und einzige Frau, die 2002 und 2004 für das Amt des afghanischen Präsidenten kandidierte.
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