Sorgen macht nur die Spielmacherin

Handball: Beim Nationenturnier verletzte sich Co-Spielführerin Alina Grijseels - kurz vor dem WM-Auftakt

  • Michael Wilkening
  • Lesedauer: 3 Min.

Es gab ein Endspiel und deshalb einen kleinen Test für das, was sich in den folgenden Wochen wiederholen soll. Beim Testturnier der Handball-Nationalmannschaft der Frauen trafen am Sonntag in Madrid Spanien und Deutschland aufeinander. Wenige Tage vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft bekamen die deutschen Frauen und ihr niederländischer Trainer Henk Groener einen Vorgeschmack auf die Drucksituationen, die beim großen Turnier folgen werden. In den Partien gegen Polen (31:27) und die Slowakei (32:25) waren die Spanierinnen wie die Deutschen siegreich geblieben und kämpften im direkten Duell darum, mit einem maximalen Schub an Selbstvertrauen in die globalen Titelkämpfe zu starten, die für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am kommenden Donnerstag in der Nähe von Valencia beginnen.

Das Endspiel gegen die Spanierinnen ging 22:23 verloren - und dennoch verließ Bundestrainer Groener die Halle mit einem guten Gefühl. Gegen den Vizeweltmeister zeigten die Deutschen eine couragierte Leistung, kämpften sich nach einem schnellen Vier-Tore-Rückstand zurück in die Partie, gingen in der zweiten Hälfte zwischenzeitlich sogar in Führung, ehe unter dem Strich eine knappe Niederlage stand. »Wir wissen, woran wir noch arbeiten müssen«, sagte der Bundestrainer.

Sorgen macht Groener wenige Tage vor dem WM-Auftakt seine Co-Kapitänin. Alina Grijseels verletzte sich im Training am Tag vor dem Abflug nach Spanien und kam beim Turnier am Wochenende erst gegen die Spanierinnen am Sonntag zum Einsatz. »Bei Alina wird es von Tag zu Tag besser«, sagte der Bundestrainer zuletzt und in seinen Worten schwang eine große Portion Hoffnung mit. Grijseels spielt in seinen Planungen eine zentrale Rolle, vor allem im Angriff ist die Spielmacherin kaum zu ersetzen. Die 25-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren beim aktuellen Deutschen Meister Borussia Dortmund zu einer Spielerin von internationalem Format entwickelt, weil sie ihre eigene Torgefährlichkeit mit der Fähigkeit kombiniert, gute Situationen für ihre Kolleginnen zu kreieren.

In der Champions League führt sie derzeit die Torschützenliste an und fuhr mit viel Selbstvertrauen zur Nationalmannschaft. »Für uns geht es erst einmal darum, uns in unserer Vorrundengruppe eine gute Ausgangslage für die Hauptrunde zu schaffen«, erklärte Grijseels, ehe sie von einer Blessur am Knöchel zurückgeworfen wurde.

Der Verband, der Bundestrainer und die Spielerin sind zuversichtlich, beim WM-Auftakt am Donnerstag gegen Tschechien in der bestmöglichen Formation antreten zu können, um beim Premierenspiel sowie anschließend gegen die Slowakei (Samstag) und Ungarn (Montag) den Gruppensieg holen zu können. Die ersten Drei der Vierergruppe schaffen es in die zweite Turnierphase, die eigenen Ziele können die DHB-Frauen aber nur erreichen, wenn sie gut durch die Vorrunde gelangen. Nur zwei Teams der Hauptrunde gelangen ins Viertelfinale, die Resultate aus der Vorrunde werden übernommen - es geht also schon ab Donnerstag um das Minimalziel für das Team und seinen Trainer.

Die Weltmeisterschaft in Spanien bedeutet für Groener eine Zäsur, denn auf der iberischen Halbinsel wird sich seine Zukunft als Bundestrainer entscheiden. Der Vertrag des Niederländers lief ursprünglich Ende des Jahres aus und wurde nur provisorisch um drei weitere Monate bis Ende März verlängert. Nur bei einem erfolgreichen WM-Abschneiden wird der Kontrakt verlängert - das weiß der Bundestrainer und das wissen die Nationalspielerinnen.

Es lastet deshalb eine besondere Form des Drucks auf einer Mannschaft, die seit Jahren versucht, den Durchbruch in die Weltspitze zu schaffen. Seit dem Amtsantritt des Niederländers machen die deutschen Handballerinnen bei allen Turnieren positive Schlagzeilen, überraschen mit starken Leistungen, um den erhofften Sprung ins Halbfinale dennoch zu verpassen. Alle Beteiligten wissen, dass die Ära von Groener enden könnte, wenn die Medaillenrunde einmal mehr ohne den DHB stattfindet. Wenn die deutschen Frauen gar das Viertelfinale verpassen, wird aus einem Möglicherweise ein Definitiv.

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