- Kommentare
- Russland
Nato lädt zur Märchenstunde
Christian Klemm hält Russland nicht für einen Aggressor im Osten
Trotz anderslautender Aussagen westlicher Politiker nach dem Fall des »Eisernen Vorhangs« hat sich die Nato bis an die Grenze Russlands ausgebreitet. Mittlerweile sind nicht nur mitteleuropäische Staaten wie Polen und Tschechien Mitglieder in dem »Verteidigungsbündnis«, sondern auch das Baltikum und Teile des Balkans. Die Europäische Union ist ebenfalls nach Osten erweitert worden. Moskau fühlt sich zu Recht vom Westen bedroht – und das nicht nur durch regelmäßige Militärmanöver in der Nähe seiner Grenze.
Und dennoch spielen Nato- und EU-Spitzen Moskau immer wieder den Schwarzen Peter zu. Dass Russland ein Machtfaktor in der internationalen Politik ist und seine Ansprüche auch mit Waffengewalt durchzusetzen weiß, hat es in jüngerer Vergangenheit – Stichwort: Kaukasuskrieg 2008 – bereits gezeigt. Dass der Kreml aber drauf und dran wäre, mit seinen Panzern bis nach Kiew und weiter vorzurücken, ist ein Nato-Märchen, das regelmäßig aus der Mottenkiste des Kalten Krieges herausgeholt wird. Momentan ist es wieder so weit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj behauptete sogar, Moskau wolle Anfang Dezember einen Putsch in seinem Land anzetteln.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Vertreter aus 30 Mitgliedsstaaten reisten diese Woche zu dem zweitägigen Nato-Treffen in Riga – rund 250 Kilometer westlich der russischen Grenze. Die Sitzung ist deshalb als ein Signal der Geschlossenheit zu verstehen, das gen Osten gesendet wird. Außerdem soll Russland klargemacht werden, dass die Ukraine ein wichtiger Nato-Partner ist. Mehr noch: Mittelfristig kann Kiew eine Mitgliedschaft in dem Bündnis kaum noch verweigert werden. Das wäre auch folgerichtig, würde diese Mitgliedschaft doch die Nato-Politik seit 1989 fortsetzen. Gerade deshalb wäre sie fatal.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.