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  • Berliner Obdachlosenhilfe

Piks für alle im Görli

Angebote in der Hilfe für wohnungs- und obdachlose Menschen werden ausgeweitet

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Kreuzberger Allgemeinärztin Sybille Katzenstein in der Bürknerstraße ist vielen im Bezirk mittlerweile bekannt. Seit Beginn der Pandemie bot die Praxis zunächst weitreichende Test- und später ebenso flexible Impfmöglichkeiten an. Auch derzeit impft man hier zu bestimmten Zeiten ohne Termin - unter anderem Menschen, die nicht über vollständige Papiere oder einen entsprechenden Krankenversicherungsnachweis verfügen.

Das weiß auch der Verein Gangway zu schätzen, der im Görlitzer Park mit Straßensozialarbeit vor allem für Jugendliche und wohnungslose Menschen präsent ist, aber auch mit anderen Gruppen in Kontakt tritt, die sich dort häufig aufhalten.

»In Zusammenarbeit mit Sybille Katzenstein ist das niedrigschwellige Impfangebot ›Piks im Park‹ entstanden«, erklärt Annabelle Brumm von Gangway dem »nd«. Das Co-Lab, wie das ehemalige Jugendzentrum Kreuzer seit der Übernahme der Trägerschaft heißt, wurde dafür zur Impfstation umfunktioniert. Wo sonst Fahrräder repariert werden und Rechtsberatung für die Zielgruppen stattfindet, steht das Praxisteam seit einem halben Jahr samstags Menschen, die die sonstigen Impfmöglichkeiten nicht kennen oder wahrnehmen können, zur Verfügung.

Vor allem Wohnungslose und Geflüchtete könne man durch den regelmäßigen Kontakt vor Ort aufklären und informieren, berichtet Annabelle Brumm. »Unsere Teams erreichen eine breite Masse und machen solche offenen Angebote bekannt«, so die Sprecherin des Straßensozialarbeit-Vereins.

Die Senatssozialverwaltung will derweil das Tagesangebot für Obdachlose in der Stadt ausweiten. »In Kürze wird das ›Hofbräuhaus‹ in der Nähe vom Alexanderplatz erneut einen Tagestreff für Obdachlose anbieten«, sagt deren Sprecher Stefan Strauß am Montag. Bereits im vergangenen Winter hatte der Senat das »Hofbräuhaus« am Alex gemietet. Das Lokal selbst und die Gebewo als sozialer Träger hatten im vergangenen Jahr ein Konzept für die Obdachlosenbetreuung erarbeitet, um während der Corona-Pandemie die Räume sinnvoll zu nutzen und Einnahmen zu generieren. An diese Erfahrungen knüpfen die Verantwortlichen nun an. Wo sonst 1000 bis 2000 Gäste am Tag essen, dürfen jetzt bis zu 200 Obdachlose versorgt werden.

Zuletzt hatte die Schließung der Tagesstätte »Warmer Otto« in der Wittstocker Straße in Moabit nicht verhindert werden können. Deren Gäste verwies man unter anderem Richtung Alexanderplatz, der bei Betroffenen als obdachlosenfeindlich gilt.

Im Rahmen der Kältehilfe stehen bisher durchschnittlich knapp 1150 Notübernachtungsplätze in der Hauptstadt zur Verfügung, wie aus der wöchentlichen Erhebung der Sozialverwaltung hervorgeht. Davon werden derzeit mehr als 830 Plätze belegt.

Die Unterbringung ist auch in dieser Saison geprägt von der Corona-Pandemie. »Das Gute ist jedoch, dass alle Beteiligten inzwischen eine gewisse Routine bekommen haben im Umgang mit den Folgen«, sagt dazu die Sprecherin der Berliner Stadtmission, Barbara Breuer.

Impfangebote und Schnelltests gehören in diesem Winter fest zum Repertoire: Neben regelmäßigen Terminen wie »Piks im Park« werde auch zweimal die Woche in den Unterkünften der Stadtmission getestet, so Breuer. »Die Willigkeit, sich testen zu lassen, ist hoch«, berichtet die Sprecherin.

Für Verdachts- beziehungsweise bestätigte Fälle gibt es laut Sozialverwaltung 20 Isolier- und 16 Quarantäneplätze; bei Bedarf stehen 30 weitere Plätze zur Verfügung. Seit Mitte November gibt es zudem einen Infektionsschutz-Transport mit der nötigen Schutzbekleidung für alle Insassen.

Angesichts des starken Anstiegs der Corona-Neuinfektionen kommt es nach Schilderung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin derzeit zu Lieferengpässen bei Tests. »Außerdem fehlt es den Einrichtungen an Geld«, so Daniela Radlbeck, Referentin für Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungspolitik beim Verband. Spenden seien daher sehr willkommen.

Für Tagesstätten ist es möglich, auch über das Land Tests zu bekommen. Laut Stefan Strauß stehen demnach für Dezember noch 62 500 zur Verfügung. »Die Kapazitäten sind vorhanden«, erklärt der Sprecher der Sozialverwaltung. »Wichtig ist jedoch, dass die Träger und die Einrichtungen uns schnell wissen lassen, wenn der Vorrat bei ihnen knapp wird.« Zudem seien 200 000 FFP2-Masken für die Einrichtungen vorrätig.

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