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Harte Landung

Für viele durch Corona krisengeschüttelte Airlines wird die Luft immer dünner. Das indonesische Flaggschiff Garuda könnte das nächste Opfer sein

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.

Nie zuvor hat ein einziges Ereignis die globale Luftfahrtbranche so durcheinandergewirbelt wie die Corona-Pandemie. Pleiten und harte Umstrukturierungen gab es natürlich auch früher schon, doch was seit Frühjahr 2020 anhält, ist eine weltumspannende Dauerkrise des Sektors, der zugleich durch hohe laufende Kosten gekennzeichnet ist. Gerade der massive Einbruch des Urlaubsverkehrs über Kontinente hinweg, die Abschottung vieler Länder gegen Besucher hat ganze Flotten zwangsweise am Boden gehalten – und tut es vielfach, trotz vorsichtiger Erholung, noch immer.

Nächstes Opfer könnte einer der größeren Player in Asien werden: Die indonesische Garuda sei »technisch bankrott«, wie zuletzt verlautete. Das nationale Flaggschiff hat eine so erdrückende Schuldenlast angehäuft, dass es dem Ministerium für Staatsbetriebe geboten erscheint, nicht noch mehr Steuergelder in dieses Fass ohne Boden zu stecken. 97 Linien sollen schon kurzfristig gestrichen werden.

Die kleine Charterfluggesellschaft Pelita Air Service, eine Tochter des Mineralölkonzerns Pertamina, steht laut den Meldungen bereit, zumindest bei den Verbindungen innerhalb des Inselstaates in die Lücke zu springen, sollte Garuda den Betrieb tatsächlich einstellen. Mit entsprechender Finanzausstattung könnte Pelita zu einer neuen, tragfähigen Airline ohne Altlasten ausgebaut werden, lauten die Überlegungen in den politischen Chefetagen.

Garuda, deren Flotte rund 120 Maschinen umfasst, hatte zur Jahresmitte bereits 4,9 Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten angehäuft, pro Monat kommen umgerechnet 70 Millionen Dollar neue Schulden hinzu, wie unlängst die Agentur Bernama unter Berufung auf das Luftfahrtministerium schrieb. Bei »Erreichen eines toten Punktes« müsse die Reißleine gezogen werden, heißt es in Indonesiens Hauptstadt Jakarta.

Wenn sich das baldige Aus bewahrheiten sollte, wäre Garuda letztlich nichts mehr als ein weiterer Neuzugang auf dem großen Airline-Friedhof, der seit Ausbruch der Pandemie gewissermaßen eine Beisetzung nach der anderen erlebt hat. Auch bekanntere Namen sind darunter: So hat die Air Asia Group schon voriges Jahr ihren Ableger in Japan stillgelegt. In Hongkong traf das Aus die vormalige Dragonair, Billigflug-Tochter der renommierten Cathay Pacific und zuletzt als Cathay Dragon firmierend – immerhin ein Unternehmen mit einer Flotte von 35 modernen Airbus-Maschinen. In Australien verabschiedete sich im September 2020 das Unternehmen Tigerair, Tochter der Virgin Group, nach immerhin 13 Jahren im Geschäft. Und erst Mitte Oktober dieses Jahres hob in Italien der letzte Alitalia-Flug ab.

South Africa Airlines ist seit Ende September nach einer Insolvenz und Zwangspause zwar wieder in der Luft. Doch Air Namibia im Nachbarland, bereits seit Februar in Liquidation, ist nur eines der Beispiele, dass gerade vielen afrikanischen Staaten schlicht das Geld zur Rettung ihrer nationalen Fluggesellschaften fehlt.

Ebenfalls eher düster sieht es für Philippine Airlines (PAL) aus. Das Unternehmen hat Anfang September in den USA einen Insolvenzantrag gestellt. Die dortige Gesetzeslage erlaubt eine betreute Restrukturierung, sofern ein Gericht den Plänen zustimmt. Schon im Februar hatte PAL 2300 Mitarbeiter und damit gut ein Drittel der Belegschaft entlassen. Bei einem Umbau, der zwei Milliarden Dollar einsparen soll, will die Gesellschaft 20 ihrer bisher 92 Maschinen abstoßen. Der Politik ist hingegen wichtig, dass die Marke weiterexistiert. Es ist der gleiche Grundgedanke, der dazu führte, dass in Thailand der angeschlagenen Thai Airways der Gang ins formelle Insolvenzverfahren verwehrt wurde. Die kolumbianische Avianca, immerhin zweitälteste noch bestehende Airline der Welt (gegründet 1919), hat gerade eine Restrukturierung unter Aufsicht eines New Yorker Gerichts absolviert. 2022 will Avianca neu durchstarten, in den nächsten drei Jahren sogar 100 zusätzliche Verbindungen anbieten, so das Branchen-Nachrichtenportal World Airline News Anfang November.

Solche Positivnachrichten sind derzeit selten. Die International Air Transport Association (IATA), die als Dachverband 300 Airlines weltweit vertritt, verweist auf einen geballten Schuldenberg von 651 Milliarden Dollar. Neuerdings kämen die massiv gestiegenen Treibstoffpreise als Problem hinzu, die eine zeitnahe Erholung erschwerten, sagte IATA-Chef Willie Walsh kürzlich gegenüber der Agentur Reuters.

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