- Berlin
- Böllerverbotszonen in Berlin
Unnötiges Zonen-Gefrickel
Die Auswahl der Böller- und Ansammlungsverbotszonen zu Silvester in Berlin wirft Fragen auf - ein Kommentar
Berlin hat nun also zu Silvester abermals fast 60 ausgewiesene Böllerverbotszonen. Feuerwerk und jedwedes andere pyrotechnische Geknalle ist hier ebenso untersagt wie das Herumstehen. Jetzt kann man von einem solchen Verbot halten, was man will. Nicht nur Besitzerinnen und Besitzer schreckhafter Haustiere dürften heilfroh sein, in einer solchen Zone zu wohnen. Alle, die es zum Jahreswechsel gern knallen lassen, mit Sicherheit weniger.
Gleichwohl wirft die Auswahl der betreffenden Verbotszonen Fragen auf. Schließlich handelt es sich zu guten Teilen um Straßenzüge, Plätze und Grünanlagen, die in der öffentlichen Wahrnehmung als irgendwie »assig«, wenn nicht ohnehin als »kriminalitätsbelasteter Ort« abgestempelt sind. Das provoziert Widerspruch und - wie die Bilanz der Silvesternacht des vergangenen Jahres gezeigt hat - auch Widerstand. Es wäre naiv zu glauben, in diesem Jahr könnte es anders sein.
Auch erschließt sich die mitunter kleinteilige und eigenwillige Begrenzung der Zonen nicht. Weshalb stellt das Böllern am Schlesischen Tor in Kreuzberg etwa einen bußgeldbewehrten Tatbestand dar, nur wenige Meter weiter entlang der Köpenicker Straße aber schon nicht mehr? Die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam hält sich mit derlei Gefrickel folglich auch gar nicht erst auf und untersagt den privat orchestrierten Knallspaß gleich im kompletten Stadtgebiet.
Die Begründung, mit dem Böllerverbot wolle man der Ausbreitung des Omikron-Variante vorbeugen, überzeugt übrigens weder hier noch dort. Dagegen hilft nur eins: Impfen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.