Werften-Insolvenz bedroht 1900 Jobs

Standorte in Wismar, Rostock und Stralsund sowie in Bremerhaven betroffen

Über Jahre war es eine Erfolgsgeschichte: Nachdem der Tourismus-Konzern Genting Hong Kong im Jahr 2016 die Werften in Wismar, Rostock und Stralsund übernommen hatte und dort Schiffe für seine boomende Kreuzfahrtsparte bauen ließ, schien es gut bestellt um den Schiffsbau in Mecklenburg-Vorpommern. Doch dann kam die Covid-19-Pandemie und mit ihr die Krise für die Tourismusbranche, Genting Hong Kong - und die MV Werften. Viele Millionen Euro waren bereits im vergangenen Jahr in deren Rettung geflossen und bis zuletzt wurde weiter über finanzielle Hilfen zwischen Bund, Land und Genting Hong Kong verhandelt.

Nachdem entsprechende Gespräche am vergangenen Wochenende zwar ohne Ergebnis geblieben, aber keineswegs für endgültig gescheitert erklärt worden, haben die MV Werften am Montag beim Amtsgericht Schwerin nun überraschend einen Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind davon etwa 1900 Beschäftigte, für die auch noch die Dezember-Löhne ausstehen, die in der vergangenen Woche nicht vom Unternehmen ausgezahlt wurden.

»Es ist eine sehr bittere Nachricht für die Beschäftigten und ihre Familien sowie den Werftstandort Mecklenburg-Vorpommern, dass die MV Werften heute Insolvenz angemeldet haben«, erklärte die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Jeannine Rösler. Trotz der schockierenden Meldung müsse nun aber der Blick rasch nach vorne gerichtet werden. Die Landesregierung habe die Aufgabe, für jeden Standort tragfähige Lösungen zu finden. »Auch die Zulieferunternehmen dürfen keinesfalls in Vergessenheit geraten. Es wäre für viele kleinere Unternehmen ein nicht zu verkraftender Schlag, wenn sie auf ihren Rechnungen sitzen bleiben und darüber hinaus nur wenige alternative Aufträge haben«, so Rösler. Am Montagnachmittag (Ergebnisse lagen bis zum Redaktionsschluss nicht vor) sollte der Finanzausschuss des Landtages zum weiteren Vorgehen beraten.

Neben den MV Werften hat am Montag auch die ebenso zum Genting-Konzern gehörende Lloyd-Werft in Bremerhaven Insolvenz angemeldet. Hier geht es um rund 300 Arbeitsplätze. Werften-Insolvenzen in zwei Bundesländern - für die IG Metall ist dieser Montag »ein schwarzer Tag für den Schiffbau in Deutschland«. Man sei »entsetzt, dass es soweit kommen musste«, so der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. »Wir brauchen jetzt starke Insolvenzverwalter, die mit Unterstützung von IG Metall, Betriebsräten und Politik auf einen Erhalt von Arbeitsplätzen und Werften setzen.« Wichtigste Aufgabe in Mecklenburg-Vorpommern sei es zunächst, für die Beschäftigten möglichst schnell die ausstehenden Löhne und Gehälter zu organisieren, erklärte Friedrich. Ebenfalls für Montagnachmittag hatte die Gewerkschaft die Werftbeschäftigten zu einer Online-Mitgliederversammlung eingeladen.

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