- Politik
- Yusuf Yerkel
Mit Fußtritten gegen einen Bergarbeiter
Erdoğan-Intimus als türkischer Handelsattaché in Frankfurt
Nach übereinstimmenden Berichten diverser Medien wurde der ehemalige stellvertretende Stabschef des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Yusuf Yerkel, zum Handelsattaché des türkischen Generalkonsulats in Frankfurt ernannt. Yerkels Foto prangte im Mai 2014 auf dem Deckblatt zahlreicher internationaler Zeitungen. Darauf ist zu sehen, wie er mit wutverzerrtem Gesicht auf einen am Boden liegenden Mann eintritt, der von der Gendarmerie festgehalten wird.
Damals hatte es eine Explosion im Bergwerk von Soma bei Izmir gegeben, bei der 301 Minenarbeiter starben. Angehörige versammelten sich am Ort des Geschehens und brachten ihre Wut zum Ausdruck, als ein Konvoi der Regierung, darunter auch der damalige Ministerpräsident Erdoğan, in Soma eintraf. Sie traten gegen die Autos, riefen »Mörder Erdoğan« und forderten seinen Rücktritt. Bergarbeiter Erdal Kocabıyık war einer von ihnen. An ihm ließ Yerkel seinen Frust ab - und wurde weltweit berühmt.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
In der Türkei reagierten Abgeordnete der Oppositionsparteien CHP und HDP auf Yerkels Versetzung nach Frankfurt. »Wohin auch immer du versetzt wirst und was auch immer deine Prämie sein wird, man wird sich für immer an dich mit diesem beschämenden Foto erinnern, Yusuf!«, schrieb der Abgeordnete Onursal Adıgüzel (CHP) auf Twitter.
Auch aus Frankfurt kommt erste Kritik. Die Jugendorganisation der Föderation Demokratischer Arbeitervereine DIDF veröffentlichte ein Statement unter dem Titel »Wir heißen den Feind der Werktätigen Yusuf Yerkel nicht willkommen«. Sie fordern eine unverzügliche Rücknahme der Versetzung, andernfalls würden sie Yerkels Gesicht unter allen Arbeiterorganisationen, Gewerkschaftern und Antifaschisten bekanntmachen.
Der Frankfurter SPD-Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel erklärte in einer Pressemitteilung, es sei nicht hinzunehmen, dass jemand für die Handelsbeziehungen der Türkei im diplomatischen Dienst eingesetzt werde, der skrupellos auf einen Angehörigen des Grubenunglückes in Soma eingetreten hat. Yüksel hoffe, dass durch Yerkels Ernennung die gute Zusammenarbeit des Türkischen Generalkonsulats mit hessischen Behörden, Institutionen und Unternehmen keinen Schaden nehme.
Doch die Personalie Yerkel könnte mehr sein als eine bloße Beamtenversetzung. Wie die Internet-Zeitung »Diken« berichtete, hatte bereits Yerkels Vater gute Beziehungen zu Präsident Erdoğan, weshalb sein Sohn von besonderer Unterstützung profitierte. Auf seinem Instagram-Kanal teilte Yerkel Bilder, die ihn in vertraulichem Verhältnis mit dem Präsidenten zeigen, und der lässt sich selten eine Gelegenheit entgehen, gegen europäische Kritiker zu wettern, wenn es innenpolitisch gerade nicht so gut läuft.
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