- Politik
- MV Werften
Anlaufende Rettungsmaschinerie
Beschäftigte der MV Werften sollen spätestens am Montag ihre ausstehenden Löhne erhalten
Drei Tage, nachdem die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern während im Prinzip noch laufenden Verhandlungen über Hilfen des Bundes in Höhe von 600 Millionen Euro überraschend Insolvenz angemeldet haben und quasi alle Fragen zur kurz- und langfristigen Zukunft des Unternehmens und der Beschäftigten offen waren, gibt es mittlerweile einige Antworten.
So konnte der am Mittwoch bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Donnerstag zunächst den Beschäftigten in einer Betriebsversammlung in Wismar, an der unter anderem auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) teilnahm, mitteilen, dass sie ihre ausstehenden Dezember-Löhne spätestens am Montag ausgezahlt bekommen sollen. Weitere Betriebsversammlungen folgten an den übrigen Werft-Standorten in Rostock und Stralsund. »Ich habe eine sehr gefasste Belegschaft vorgefunden, was angesichts der letzten anderthalb Jahre - große Anspannung für alle - eine besondere Leistung ist«, erklärte Morgen nach seinem Besuch in Rostock gegenüber dem NDR.
Mitteilen konnte Morgen zudem, dass das Insolvenzverfahren über die Werften voraussichtlich am 1. März eröffnet werde, womit zunächst sieben Wochen für die Klärung der drängendsten Fragen blieben, so Morgen. Etwa die nach Fertigstellung und Verkauf der in Wismar zu gut 80 Prozent fertiggestellten »Global One«, eines der größten Kreuzfahrtschiffe weltweit. Ziel Morgens ist es - worauf die Betroffenen gehofft hatten - wie er am Donnerstag bekräftigte, das Schiff unbedingt fertig zu bauen. Zugleich schloss er auch einen möglichen Bau der »Global Two« nicht aus. Für beide Vorhaben brauche es allerdings Geld und Abnehmer. Diese offenen Fragen sollten in den nächsten Wochen geklärt werden. Gleiches gilt für die längerfristige Zukunft der Standorte. So gebe es etwa in Stralsund die Idee, auf dem Werftgelände einen maritimen Gewerbepark zu entwickeln.
Zählen könnten die Beschäftigten bei der Suche nach einer Zukunft für ihre Arbeitsplätze auf die Unterstützung des Landes, wie Ministerpräsidentin Schwesig seit dem Insolvenzantrag nicht müde wird zu versichern - am Donnerstag etwa gegenüber den Betroffenen in Wismar und anschließend in einer Sondersitzung des Landtags. Dort zeigte sich Schwesig davon überzeugt, dass die maritime Industrie in Mecklenburg-Vorpommern eine Zukunft habe und deren Fortbestehen nicht nur im Interesse des Bundeslandes, sondern auch ganz Deutschlands liege. Zur Lösung der anstehenden Aufgaben werde man in engem Kontakt mit dem Insolvenzverwalter und auch mit dem Bund sein, mit dem es eine gemeinsame Arbeitsgruppe geben werden. Für die Linksfraktion begrüßte deren Vorsitzende Jeannine Rösler die Einrichtung dieser Bund-Land-Arbeitsgruppe »ausdrücklich«. Rösler betonte, dass landespolitisch alles getan werden müsse, »dass wir im besten Fall keinen einzigen Beschäftigten gehen lassen. Und das unabhängig davon, ob die ›Global One‹ fertiggestellt wird oder nicht.« Eine weitere Abwanderung von Fachkräften könne sich das Land nicht leisten, dies »wäre ein schwerer Schlag für die Unternehmen und die gesamte wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes«, so Rösler.
Kann es nach Tagen des ersten Schocks und der vielen Fragezeichen nun zumindest etwas hoffnungsfroher stimmen, dass im Nordosten die Maschinerie zur Rettung der Arbeitsplätze angelaufen ist, gibt es aus Asien weniger gute Nachrichten. Dort ist am Donnerstag nach Wiederaufnahme des Handels die Aktie des MV-Werften-Eigentümers Genting eingebrochen. Bis zum Handelsschluss in Hongkong belief sich der Kursverlust auf 56 Prozent. Der Handel mit der Aktie war am vergangenen Freitag vor dem Hintergrund der Verhandlungen um die Zukunft der MV Werften ausgesetzt worden. In einer Mitteilung an seine Investoren betonte Genting am Donnerstag zudem erneut, dass nicht garantiert sei, dass der Konzern seine Finanzverbindlichkeiten bedienen können wird.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.