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Die üblichen Verdächtigen
Bayern schlägt Köln klar und deutlich - Lewandowski und Müller glänzen erneut
Bevor er die Rückreise nach München antrat, wollte Julian Nagelsmann noch eine wichtige Information loswerden. Gerade hatte der Kölner Kollege Steffen Baumgart über die Details seines Textiltauschs mit Bayern-Kapitän Manuel Neuer Auskunft gegeben. Dabei hatte Baumgart (»Von Manu will ich schon seit sehr langer Zeit ein Trikot haben«) den grünen Torwartdress von Neuer abgestaubt. Der Nationalkeeper (»Die Kappe ist schon legendär«) bekam von seinem Bewunderer im Gegenzug dessen berühmte Schiebermütze in die Hand gedrückt. Ein Zuwachs für die Neuersche Garderobe, über den FCB-Coach Nagelsmann beim Verlassen des Kölner Stadions berichtete: »Die steht ihm auch gut, übrigens.«
Gut zu Gesicht stand dem gesamten Ensemble aus dem Freistaat das klare 4:0 in der Domstadt - mit dem Verfolger Dortmund auf recht komfortabler Sechs-Punkte-Distanz gehalten wurde. »Dortmund ist das eine. Aber für uns war es erst mal wichtig, den ersten Sieg in diesem Jahr einzufahren. 4:0 ist recht deutlich - und das sind immer die Spiele, die signalisieren, dass wir da sind«, kommentierte Ballfänger Neuer die Lage in klassischer Bayern-Diktion.
Am prallen Erfolg bei den zuletzt drei Mal siegreichen, am Samstag aber völlig überforderten Kölnern hatten mit Robert Lewandowski (drei Treffer) und Thomas Müller (zwei Torvorlagen) zwei der üblichen Verdächtigen erheblichen Anteil. Entsprechend goutierte der nach einer Corona-Infektion ins Tor zurückgekehrte Neuer neben den guten Münchner »Luftzweikämpfen« und der Tatsache, dass Leroy Sané nach seiner Einwechslung mit zwei Torvorlagen prima ins Team gefunden habe, auch »die Maschine vorn in der Box«. Oder präziser ausgedrückt: »Lewy hat wieder seine Dinger gemacht.«
Es waren die Dinger 21 bis 23 in dieser Saison, und die Torfabrik Lewandowski bereitete sich nach der frisch geknackten 300-Treffer-Marke in der Bundesliga innerlich schon auf den Start in die neue Woche vor - wenn die FIFA den Weltfußballer 2021 kürt. »Die Auszeichnung wird ja digital vergeben«, lieferte Klubtrainer Nagelsmann dazu noch ein Detail - und sprach dem 33-jährigen Polen seelische Unterstützung zu: »Ich hoffe, er gewinnt am Montag den verdienten Titel.«
Für Lewandowski wäre es die zweite Weltfußballer-Krone nach 2020, bei Thomas Müller hat Nagelsmann dafür gerade etwas den Überblick verloren. »Sind es jetzt schon 18 oder 19«, grübelte er über die Anzahl der Torvorlagen des Routiniers in dieser Runde, stellte aber ultimativ fest: »Das ist außergewöhnlich, er darf gerne so weitermachen.«
Weitermachen wie in Köln, als Müller vor der Pause mit seinen Saison-Vorlagen Nummer 17 und 18 die Treffer von Lewandowski und Corentin Tolisso auflegte - und die Jagd nach dem eigenen Rekord damit weiter intensivierte. Vor zwei Jahren hatte er am Ende 21 Münchner Treffer vorbereitet. Weshalb Nagelsmann, damals noch in Leipzig tätig, nun zweierlei festhielt: »Die Statistik zeigt, dass er offensichtlich sehr mannschaftsdienlich ist.« Und: »Räume zu erkennen, ist einfach Thomas‘ große Gabe.«
Nicht ganz so häufig wie der Raumdeuter der Nation durfte in der Vergangenheit Monsieur Tolisso seine Künste zeigen. In Köln gelang dem französischen Nationalspieler dies dafür umso eindrucksvoller - nicht nur wegen seines technisch erstklassigen Treffers zum 2:0 Mitte der ersten Halbzeit, mit dem er die schönste Bayern-Kombination in der gesamten Partie krönte.
Der Vertrag des 27-Jährigen läuft allerdings aus, und die französische Sporttageszeitung »L’Équipe« berichtete kürzlich, es habe seitens der Bayern bislang keinerlei Versuche gegeben, Tolisso längerfristig zu binden. Der aus der Weinbauregion Beaujolais stammende Mittelfeldakteur tendiere daher zu einer Fortsetzung seiner Karriere in Spanien oder England. Der Spieler sei »alt genug«, um seine Zukunft zu klären, fiel Nagelsmann dazu aktuell ein, zugleich machte er die eigene Sicht der Dinge aber sehr deutlich: »Ich bewerte das alles sportlich - und sportlich hat er eine große Bedeutung für uns. Und natürlich würde man gerne mit seinen Spielern weiterarbeiten, das ist ganz normal.«
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