Asche bedeckt Inseln

Ausbruch des Unterseevulkans im Pazifik war wohl die stärkste Eruption seit 30 Jahren

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 4 Min.

Luft- und Satellitenaufnahmen zeigen eine Landschaft, die aussieht, als wäre sie durch einen Filter fotografiert worden. Ein brauner Aschefilm zieht sich über Palmen, Häuser und Graslandschaften. Auch das Meer ist braun verfärbt.

Drei Tage nach dem Ausbruch eines Unterseevulkans sind die Informationen aus Tonga nach wie vor kärglich. Der heftige Vulkanausbruch am Samstag – den Forscher inzwischen als die stärkste Eruption der vergangenen 30 Jahre bezeichnen – hat das einzige Unterseekabel des Königreichs durchtrennt. Dies bedeutet, dass der Inselstaat im Pazifik wohl für mindestens zwei Wochen von der Außenwelt isoliert ist und kein Internet hat. Die bisherigen Nachrichten stammen von Aufklärungsflügen, die Australien und Neuseeland unternommen haben. Auch das neuseeländische Hochkommissariat kann über Satellitentelefon kommunizieren.

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Die heftige Eruption des Unterseevulkans Hunga Tonga Hunga Ha’apai hatte am Wochenende zudem Tsunamiwellen ausgelöst, die Teile Tongas überschwemmt haben. Auch die angrenzenden Pazifikstaaten mussten Tsunamiwarnungen ausgeben und Strände sperren. Laut des amtierenden neuseeländischen Hochkommissars in Tonga, Peter Lund, ist vor allem Tongas Hauptstadt Nuku’alofa sehr stark beschädigt worden – von den Wellen wie auch durch die Vulkanasche. »Es ist eine große Säuberungsaktion im Gange, die Stadt wurde von einem dicken Film aus Vulkanstaub bedeckt«, sagte er in einem Interview mit dem lokalen Medium »Tagata Pasifika«.

Lund berichtete zudem von schweren Schäden an der Westküste der Hauptinsel Tongatapu, wo sich einige Resorts befinden. Inzwischen sind zwei Todesopfer bestätigt worden, in manchen Berichten war auch bereits von drei Toten die Rede. Eines der Opfer ist eine britische Frau, die von den Tsunamiwellen ins Meer geschwemmt wurde. Ihr Partner konnte sich dagegen retten, indem er sich an einen Baum klammerte.

Satellitenaufnahmen des United Nations Satellite Centre (Unosat) zeigen ebenfalls schwere Schäden. In dem Dorf Nomuka sind von 104 analysierten Strukturen wohl 41 beschädigt worden. Reuters berichtete zudem, dass die Uno am Montag ein Notsignal entdeckt habe. Dieses scheint von Bewohnern der Inseln Fonoi und Mango ausgelöst worden zu sein. Auf Mango leben 36 Menschen, während Fonoi 69 Einwohner hat. Andere Inseln, die erst bei einem vorherigen Vulkanausbruch 2019 entstanden sind, scheinen sogar völlig verschwunden zu sein.

Derweil sind erste Hilfsmaßnahmen aus Neuseeland angelaufen, doch auch diese werden durch den Aschefall nach dem Vulkanausbruch erschwert. »Bilder zeigen Ascheregen auf der Landebahn des Flughafens von Nuku’alofa«, sagte Neuseelands Außenministerin Nanaia Mahuta. Dieser müsse erst geräumt werden, bevor die neuseeländische Maschine des Typs Hercules mit humanitärer Hilfe landen könne. »In der Zwischenzeit werden heute zwei Schiffe der Royal New Zealand Navy Neuseeland verlassen«, sagte sie am Dienstag. Die Kommunikationsprobleme mit dem Inselstaat hätten die Katastrophenhilfe zu einer besonderen Herausforderung gemacht. Neuseeland habe sich aber entschieden, zur Sicherheit zwei Schiffe zu entsenden, um so schneller auf den Bedarf der Regierung Tongas reagieren zu können.

Die »HMNZS Wellington« befördert hydrographische Vermessungs- und Tauchteams, um Veränderungen des Meeresbodens in den Schifffahrtskanälen und Häfen ausfindig zu machen, sowie einen SH-2G Seasprite-Hubschrauber. Das zweite Schiff, die »HMNZS Aotearoa«, liefert dagegen große Wasservorräte und andere Hilfsmittel. »Wasser hat in dieser Phase für Tonga höchste Priorität und ›HMNZS Aotearoa‹ kann 250 000 Liter transportieren und 70 000 Liter pro Tag durch eine Entsalzungsanlage produzieren«, sagte der neuseeländische Verteidigungsminister Peeni Henare. Beide Schiffe sollen für die rund 2000 Kilometer nach Tonga drei Tage benötigen.

Tonga liegt am Pazifischen Feuerring und erfährt häufig seismische Aktivitäten. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Hunga Tonga-Hunga Ha’apai, der 1800 Meter hoch und 20 Kilometer breit ist und rund 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa entfernt liegt, hat schon häufiger Schlagzeilen gemacht. Doch der aktuelle Ausbruch war besonders heftig: Die »US-Storm Watch« veröffentlichte Satellitenaufnahmen des Ausbruchs und schrieb, dass die Eruption wohl der bisher »stärkste und heftigste Ausbruch des 21. Jahrhunderts« war. Der geologische Dienst von Tonga schrieb auf Facebook, dass Gas, Rauch und Asche von der Eruption 20 Kilometer in die Luft geschleudert worden seien.

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