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Klima- ohne Heimatschutz
Robert D. Meyer über Habecks »ökologischen Patriotismus«
Wohlmeinend ließe sich Robert Habecks Besuch bei Markus Söder so interpretieren, dass der Klimaschutzminister schlicht an die politischen Instinkte des bayerischen Regierungschefs appellierte: »Wir brauchen eben auch einen ökologischen Patriotismus beim Ausbau von schwierigen Techniken wie der Windkraft«, sagte Habeck, an Söder gewandt, damit dieser in Sachen Energiewende im Freistaat größere Ambitionen hegt. Da hakt es in Bayern, auch aufgrund extrem strenger Abstandsregeln für den Bau neuer Windkraftanlagen. Irgendwas mit Patriotismus daherfaseln, um die bayerische Heimatliebe zu kitzeln, kann doch nicht schaden, oder?
Tatsächlich ist Habecks »ökologischer Patriotismus« nicht nur ein Vehikel zum Zweck, sondern hat bei ihm Tradition, um einen ebenfalls von Konservativen strapazierten Begriff zu gebrauchen. 2010 erschien »Patriotismus: Ein linkes Plädoyer«, in dem sich der Grünen-Politiker dafür aussprach, Linke sollten diese politische Vokabel nicht den Rechten überlassen. Das ist zwar alles meilenweit vom stumpfen braunen Nationalismus à la »Deutschland den Deutschen« entfernt, basiert aber auf der gleichen Logik: Erst eine durch eine gemeinsame Erzählung konstruierte Gemeinschaft könne sich untereinander mit Respekt begegnen.
Die vielen Verquickungen der historischen Wurzeln der deutschen Öko-Bewegung mit Patriotismus, sogenannter Vaterlandsliebe und Nationalismus sollten Habeck eine Grund genug sein, den »ökologischen Patriotismus« schnell wieder unter einer dicken Schicht Humus zu begraben. »Umweltschutz ist Heimatschutz«, skandierte nicht nur in der jüngeren Vergangenheit die extreme Rechte von NPD bis AfD. In diesem Dickicht vergifteten Vokabulars gibt es nichts zu gewinnen.
Ein Plädoyer für Umwelt- und Klimaschutz kommt ohne das aus. Man muss sich nur klarmachen, dass wir Menschen die Natur brauchen, nicht umgekehrt. Ob diese Natur dann in Bayern oder Nordfriesland liegt, spielt keine Rolle.
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