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  • Der 1. FC Magdeburg in der 3. Liga

In Magdeburg soll sich Fußballgeschichte wiederholen

Der FCM ist auf dem besten Weg, in den Profifußball zurückzukehren. Dafür hat der Drittligist einiges verändert

Gute Gefühle in Magdeburg: Der Spitzenreiter konnte auch zum Jahresauftakt gegen Freiburg einen Sieg bejubeln
Gute Gefühle in Magdeburg: Der Spitzenreiter konnte auch zum Jahresauftakt gegen Freiburg einen Sieg bejubeln

In Magdeburg fühlen sich gerade viele Menschen an den Winter vor vier Jahren erinnert. Auch Mario Kallnik. »In der Winterpause hat sich unsere Mannschaft zu Recht sehr viel Lobeshymnen anhören dürfen«, erzählt der Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg. Damals wie heute waren die Fußballer des FCM als Spitzenreiter der 3. Liga in das neue Jahr gestartet. In das kommende Heimspiel am Sonntag gegen den TSV Havelse gehen die Magdeburger mit einem besonders guten Gefühl. Das aber nicht, weil sie schon elf Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz haben und schon 34 Zähler mehr erspielen konnten als der Gegner aus dem Tabellenkeller.

Es ist ein Unterschied zum Jahr 2018, der etwas Erleichterung im angespannten Aufstiegskampf verschafft. Damals hatte der FCM nach der Winterpause mit zwei Niederlagen und einem Remis die Tabellenführung schnell verspielt, von zehn Zählern Vorsprung auf Platz drei waren nur noch fünf übrig. Nur ein Schuss Selbstgefälligkeit genügt, und Konzentration und Fokus lassen entscheidend nach. In diesem Jahr brauchten Magdeburgs Fußballer nur 45 Minuten, um ihren Erfolgsrhythmus wiederzufinden. Am vergangenen Wochenende entschieden sie das Spiel bei der zweiten Mannschaft des SC Freiburg nach einer schwächeren ersten Halbzeit noch für sich. Weil Kallnik sich aber noch allzu gut an die Zeit vor vier Jahren erinnern kann, warnt er trotz des 3:2-Auftaktsiegs. »Alle hier wissen, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Meisterschaftsspiele absolviert sind und noch viele Herausforderungen warten. Bisher haben 47 Punkte lediglich zum Klassenerhalt gereicht«, sagte gegenüber »nd«.

Grundsätzlich aber hätte niemand in Magdeburg etwas dagegen, wenn sich die Geschichte wiederholt. Im Mai 2018 feierte der FCM die Drittligameisterschaft – und schaffte erstmals den Sprung in den Profifußball. Aus der Geschichte lernen, heißt aber auch, aus eigenen Fehlern lernen. Denn dem großen Aufstiegsrausch folgte schnell der Abstiegskater. Damals war der 1. FC Magdeburg mit dem zweitältesten Team aufgestiegen, war aber mit dieser Kaderstruktur in der 2. Bundesliga nicht konkurrenzfähig. Jetzt hat der FCM – ausgenommen die nicht aufstiegsberechtigten Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und dem SC Freiburg – mit einem Altersschnitt von nicht mal 24 Jahren das jüngste Team in der 3. Liga.

Weniger Erfahrung, dafür mehr Schnelligkeit und Erfolgshunger – so will der 1. FC Magdeburg wieder zurück in den Profifußball. Und auch die Chancen erhöhen, im Falle des Aufstiegs diesmal die Klasse zu halten. Auch wenn die Rückkehr in die 2. Bundesliga kein ausgesprochenes Saisonziel war, der Klub hat einiges verändert, um nachhaltig erfolgreich zu sein. In dieser Spielzeit rückt der FCM aber von seiner Linie ab, schuldenfrei zu wirtschaften. Einerseits belasten coronabedingte Verluste die Finanzen. Andererseits wurde auf Wunsch der sportlichen Leitung um Sportdirektor Otmar Schork mehr in den Kader investiert: Mit 29 Spielern in die Saison gegangen zu sein, erweist sich als Vorteil. Nicht nur der Konkurrenzkampf ist gewinnbringender, das Team konnte aufgrund seiner Größe im Gegensatz zu anderen Vereinen trotz einiger Coronainfektionen weitestgehend im Trainings- und Spielrhythmus bleiben. »Aktuell planen wir zum Ende der Saison mit einem Fehlbetrag im siebenstelligen Bereich«, erklärt Kallnik. Ein zwar größeres, am Ende aber vielleicht lohnendes Risiko.

Verändert wurden nach dem sofortigen Wiederabstieg 2019 und einer danach unerwartet schweren Drittligazeit auch die Strukturen im Verein. Im November 2020 wurde Schork als Sportdirektor verpflichtet. Gegenüber »nd« sagt er rückblickend: »Mich haben die Größe und die Wucht des Vereins mit dem riesigen Fanpotenzial gereizt. Das ist ein Gegenpol zu meinem früheren Verein SV Sandhausen.« Nach vier Monaten holte er Christian Titz als Trainer zum damals abstiegsbedrohten 1. FC Magdeburg – eine gewinnbringende Verbindung. »Zum damaligen Zeitpunkt war es sehr wichtig, nah an der Mannschaft und dem Trainerstab zu sein, um den Spielern und dem Umfeld mit Glauben und Zuversicht Rückhalt zu geben. Sowohl die Wintertransfers von Barik Atik, Saliou Sané und Nico Granatowski sowie die Entscheidung für Christian Titz nach dem Rücktritt von Thomas Hoßmang waren eminent wichtig, um letztlich den Klassenerhalt zu schaffen«, beschreibt Schork seine ersten wegweisenden Entscheidungen.

Seitdem ist in Magdeburg dort Angriff angesagt, wo vorher, vielleicht auch aufgrund der ewig langen Erfolglosigkeit des FCM nach der politischen Wende, defensiv gedacht und gespielt wurde. Das Team hat aktuell mit Abstand die meisten Tore in der Liga erzielt. So kam es bislang zu 15 Siegen, fünf mehr als der 1. FC Kaiserslautern auf Platz zwei. Die Leistung des Trainers spielt dabei eine besondere Rolle. »Es ist außergewöhnlich, in der 3. Liga mit sehr viel Ballbesitz und hohem Pressing so dominant zu spielen und erfolgreich zu sein. Es ist die Philosophie von Christian Titz, die bisher voll aufgegangen ist«, lobt Schork. Am Freitag setzte Magdeburg seinen erfrischenden Verjüngungskurs fort und verpflichtete mit Moritz-Broni Kwarteng und Tatsuya Ito zwei weitere Offensivspieler.

Mutig und offensiv werden auch andere Themen angegangen. Während fast überall, zumeist als Sparmaßnahme, die U23-Teams abgeschafft wurden, plant der 1. FC Magdeburg ein neues Nachwuchsteam an den Start zu bringen. Am liebsten schon zur kommenden Saison. Schork begründet das so: »Wir betreiben einen sehr hohen und kostenintensiven Aufwand und bilden viele Spieler aus Sachsen-Anhalt und der weiteren Umgebung aus. Der Schritt aus der A-Jugend in den Aktivenbereich ist jedoch sehr groß. Bei uns hat es in der Vergangenheit kein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs geschafft, sich im Profiteam durchzusetzen. Die U23 soll der Zwischenschritt sein, die Spieler besser darauf vorbereiten zu können.« Für den Weg, eigene Talente selbst auszubilden statt auszuleihen, gibt es beispielsweise mit dem FC Bayern ja auch prominente Vorbilder. Einige in anderen zweiten Mannschaften gut ausgebildete Fußballer hat der FCM in seinen Reihen. »Über welches Potenzial sie verfügen, zeigen sie Woche für Woche in der 3. Liga«, freut sich Schork.

Nachholbedarf hat der 1. FC Magdeburg an anderer Stelle. »In der Zukunft muss es uns gelingen neben der sportlichen Entwicklung die infrastrukturellen Voraussetzungen dem Profifußball weiter anzupassen«, weiß Kallnik. Der Klub hat noch immer kein eigenes Trainingszentrum, weder für die Profis noch für den Nachwuchs. Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil. Die Pläne dafür gibt es schon länger, allein das Geld fehlte. Mit einem Aufstieg käme die Umsetzung näher. Auch deshalb sagt Kallnik: »Die Stimmung beim FCM ist gut und wir schauen positiv in die Zukunft.«

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