Geld zum Leben statt nur Wohnen

Die gesundheitlichen und existenziellen Folgen von Gentrifizierung belasten Menschen enorm

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Es darf und es muss nicht alles wieder von vorne losgehen oder »das Rad neu erfunden werden«. Wenn mit »Hochdruck« an Lösungen gearbeitet werde, Kommunen wieder die rechtssichere Ausübung des Vorkaufsrechts zu ermöglichen, dann ließe sich darauf antworten: Es gibt dafür eine gute Vorlage - den Berliner Bundesratsantrag. Nichts half zuletzt noch gegen massiv anwachsende Verdrängung und Luxussanierung, und die Liste von Berliner Mietshäusern, an denen die Gentrifizierung nagt, ist lang. Das meint beileibe nicht die Bausubstanz, es meint die Menschen, die darin leben, die unter Druck geraten, sich vielleicht gerade noch so die überteuerte Miete leisten können, aber ansonsten kein Buch mehr, keinen Kinobesuch, keine angemessene Kleidung, keine Urlaubsreise und am Ende auch nicht mehr genug Lebensmittel.

Und da hat noch niemand über Umzugs- und alle sonstigen zusätzlichen Kosten gesprochen, die das Bündnis Neues Vorkaufsrecht, in dem 50 mietenpolitische Initiativen versammelt sind, jetzt versucht hat zu ermitteln. Hier sitzen die Expert*innen für ein soziales Berlin! 6363 Euro pro Haushaltsmitglied im Umzugsjahr! Was für eine Belastung das ist, davon machen sich die Lobbyisten von Immobilienkonzernen in der Ampel-Koalition, aber auch in der Berliner Landespolitik keinen Begriff - denn die sitzen nicht alle nur in der FDP und der CDU. Natürlich kann man über Neubau-Programme schwadronieren, die in ferner Zukunft Wirklichkeit werden sollen, aber die existenziellen Sorgen der von Verdrängung bedrohten Mieter*innen werden durch solche Pläne überhaupt nicht aufgefangen. Und gesetzgeberische Kompetenzen werden zugleich nicht ausgereizt. Aber man wird sehen, was nach den 100 Tagen des »Sofort«-Programms von der Forderung nach einem Vergesellschaftungsgesetz übrig bleibt. Ein »Berlin für alle« - der Koalitionsslogan - will mit Taten gefüllt werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -