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FFP2-Masken: Schutz ist nicht für alle da
Auch nach zwei Jahren Pandemie sind medizinische Masken nicht für alle erschwinglich
Fast täglich werden neue Höchstwerte bei den Corona-Infektionen vermeldet. Die Ansteckungsgefahr ist so hoch wie nie zuvor. Und trotzdem gibt es für Menschen, die Grundscherungsleistungen erhalten, keine kostenfreien FFP2-Masken. Dabei haben längst verschiedene Sozialgerichte und auch die Bundesregierung festgestellt, dass die Kosten für FFP2-Masken von den Hartz-IV-Regelsätzen nicht abgedeckt werden.
»Es ist wichtig, dass wir in dieser Situation die gesamte Gesellschaft im Blick haben«, sagte Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) vor einem Jahr in Bezug auf die damals neuen Bestimmungen zum Tragen von medizinischen Masken in Bussen, Bahnen und beim Einkaufen. Menschen in Grundsicherung hätten keine Reserven, so Heil.
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
Die Bundesregierung hatte daraufhin beschlossen, dass Menschen, die Grundsicherung beziehen, Gutscheine für FFP2-Masken bekommen sollen. Diese wurden über die Krankenkassen an die Berechtigten geschickt. Bei Vorlage des Gutscheins und ihres Personalausweises konnten sie sich insgesamt zehn kostenfreie FFP2-Masken in Apotheken abholen. So wollte die Bundesregierung verhindern, dass chronisch kranke grundsicherungsberechtigte Menschen doppelt mit Masken versorgt werden. Ältere und Risikopatienten hatten nämlich bereits zuvor kostenfreie Masken erhalten.
Der Umweg über die Krankenkassen und Apotheken hat allerdings einiges gekostet: 9,6 Millionen Euro gingen laut Bundesregierung allein für den Druck der Berechtigungsscheine drauf, weitere 360 000 Euro für die Lieferung von der Bundesdruckerei sowie den Versand der Gutscheine. Zudem erhielten die Krankenkassen und Krankenversicherer für jeden versandten Brief einen Verwaltungskostenersatz in Höhe von 60 Cent. Die Apotheken konnten sich zehn FFP2-Masken für 39 Euro vergüten lassen.
Irrsinnig viel Aufwand und Geld für wenig Masken. »Lieber erstattete der Bund buchstäblich Apothekenpreise für die Bereitstellung einer bestimmten Maskenart als Sachleistung, als den Berechtigten unbürokratisch über die Jobcenter Geld auszahlen zu lassen, damit diese sich Schutzmasken nach Wahl preisgünstiger selbst einkaufen konnten«, kommentierte der Paritätische Wohlfahrtsverband die Vorgehensweise. Der langwierige und teure Weg sei offenbar aus Misstrauen gegenüber den Betroffenen gewählt worden.
Eigentlich sind die FFP2-Masken Einmalprodukte. Eine Ende letzten Jahres veröffentlichte Studie an der Hochschule München kam zu dem Ergebnis, dass bei mehrmaliger Nutzung zwar die Filterkapazität abnimmt, aber bei den meisten Masken noch ausreichend sei. Doch selbst mit Trocknen im Backofen sollte eine Maske nach rund 22 Stunden entsorgt werden.
So dürften die zehn kostenfreien Masken für Menschen mit Hartz-IV-Bezug nach fast einem Jahr längst wirkungslos sein. Angesichts der erhöhten Ansteckungsgefahr durch die Omikron-Variante forderte der Sozialverband VdK kürzlich Unterstützung für Pflegebedürftige und Menschen mit wenig Geld, damit sie sich FFP2-Masken leisten können. »Für diejenigen, die kaum über die Runden kommen, wie Pflegebedürftige, Menschen mit kleinen Renten und Grundsicherungsbezieher, sind regelmäßig frische FFP2-Masken zu teuer«, erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Selbst beim Discounter hätten die Preise für Masken in den letzten Wochen extrem angezogen. Eine FFP2-Maske kostet derzeit etwa einen Euro. Bentele forderte die Übernahme der Kosten für die Masken für Hartz-IV-Empfänger und andere Wenigverdiener. »Dies muss auch für alle Menschen mit kleinen Einkommen wie Empfänger von Wohngeld und für kinderreiche Familien gelten«, so Bentele.
Im Hartz-IV-Regelsatz sind aktuell 17 Euro im Monat für Gesundheitskosten vorgesehen. Davon sollen nicht nur Medikamente bezahlt werden, sondern beispielsweise auch Zahnpasta, Tampons und Binden. Ebenso Desinfektionsspray und FFP2-Masken. »Das ist viel zu wenig«, kritisiert nicht nur Bentele.
Auch andere Sozialverbände, Gewerkschaften sowie die Linkspartei fordern schon lange einen monatlichen Corona-Bonus für Sozialhilfeempfänger. Neben den pandemiebedingten Zusatzkosten wird es für Betroffene auch wegen der stark gestiegenen Preise für Lebensmittel und Strom immer schwerer, über die Runden zu kommen.
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