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- Biathlon: Benedikt Doll im Olympia-Interview
Goldene Träume in Peking
Biathlet Benedikt Doll über olympische Ziele und Probleme in China
Vor Olympischen Winterspielen gibt es am jeweiligen Austragungsort normalerweise Wettkämpfe als Generalprobe. Die der Biathleten in Peking wurden im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie gestrichen. Der olympische Kurs in Zhangjiakou ist für Sie also unbekanntes Terrain. Wie fühlt sich das an?
Joooh, ich bin ein bisschen aufgeregt. Weil ich nicht genau weiß: Wie ist die Anlage? Wie ist das Olympische Dorf? Was gibt’s dort zu essen? Mir ist es schon immer wichtig, gut zu schlafen und mich gut zu ernähren. Das ist jetzt noch ein großes Fragezeichen. Und natürlich ist es auch spannend zu sehen, wie ich mit der Strecke und dem Schießstand zurechtkomme. Es soll dort ja recht windig und kalt sein. Ich glaube, wir haben uns auf die Kälte gut vorbereitet. Aber es gibt eben einige Ungewissheiten.
Verlassen Sie sich als biathlonweit bekannter Hobbykoch beim Essen wirklich darauf, was Ihnen in China serviert wird? Oder gibt es spezielle Vorkehrungsmaßnahmen?
Grundsätzlich bin ich ein Fan der asiatischen Küche, und es wird sicher auch typisch europäisches oder amerikanisches Essen geben. Aber natürlich macht man sich Gedanken. Der Deutsche Skiverband hat ja auch noch eigene Köche dabei, in einem Außenquartier. Da haben wir dann schon ein paar Optionen. Bei Fleisch zum Beispiel ist mir wichtig, dass ich weiß, wo es herkommt. Das werde ich in China nicht erfahren. Ich muss also schauen, wo ich mir meine Eiweißkomponente herhole - da ich um das Fleisch in China möglicherweise eher einen Bogen mache.
Spielt es für Ihr Gefühl eine Rolle, wo diese Winterspiele stattfinden? Sprich: In einem Land, in dem - abgesehen von der rigorosen Corona-Politik, die Sie ja persönlich betrifft - beispielsweise auch Menschenrechte verletzt werden.
Natürlich spielt das für mich eine Rolle - denn ignorieren will ich das nicht. Ich finde es zum einen problematisch, Spiele in ein Land zu vergeben, wo Dinge vorkommen, über die es entsprechende Diskussionen gibt. Da könnte man als Internationales Olympisches Komitee sagen: Okay, ich will diesen Diskussionen aus dem Weg gehen und vergebe die Spiele in ein Land, wo ich sicher sein kann. Zweitens: Warum muss man Winterspiele an ein Land vergeben, wo der Skisport eigentlich keine große Tradition hat? Das ist nicht so schön. Aber jetzt zu fordern, die Sportler müssen sich äußern, die Spiele boykottieren - da macht man es sich ein bisschen einfach. Da hätte man vor sieben Jahren mal laut werden müssen, als die Winterspiele vergeben wurden. Und drittens hatten wir in Deutschland auch schon einige Bürgerentscheide zu Olympia, die negativ ausfielen. Und irgendwo will man die Spiele ja austragen. Wenn Deutschland oder andere westliche Länder nicht wollen, muss man eben andere Austragungsorte finden.
Rodel-Ikone Georg Hackl äußerte kürzlich die Ansicht, man hätte die Winterspiele in Peking, ähnlich wie die Sommerspiele in Tokio, aus Gründen der Fairness um ein Jahr verschieben sollen. Was ist Ihre Meinung dazu?
Was würde das ändern? Ich glaube, wir sind mit den Corona-Maßnahmen mittlerweile sehr konform. Klar, wir werden in Peking sehr strenge Hygienemaßnahmen haben. Aber aus Sportlersicht ist das grundsätzlich nicht schlecht. Weil die Maßnahmen nicht nur vor Corona schützen, sondern auch vor anderen Ansteckungen.
Sportlich scheinen Sie in diesem Olympiawinter ein exzellentes Timing hinbekommen zu haben, gewannen in Antholz zum Beispiel das letzte vorolympische Einzelrennen. Zudem sagte Bundestrainer Mark Kirchner schon im Dezember, in Peking sei für die deutsche Männerstaffel sogar Gold möglich.
(Lacht kurz)
Ich glaube, die größte Konkurrenz werden die Norweger. Läuferisch können die auf einer Runde schon mal zehn Sekunden rausholen. Aber, ja: An einem perfekten Tag ist der Sieg für uns möglich. Wir haben das klare Ziel, eine Medaille zu holen - und können von Gold träumen. Aber sich da jetzt wuschig zu machen, wäre gefährlich. Und zu sagen, unser Ziel ist Gold, finde ich unrealistisch.
Welche Rolle spielen bei der zuletzt positiven Entwicklung im Männerteam die Bierruhe und der Optimismus, die Mark Kirchner seit vielen Jahren, gerade in schwierigen Phasen, ausstrahlt?
Ob das jetzt an seiner Ruhe liegt - das glaube ich nicht. Er hat zusammen mit seinem Assistenztrainer Isidor Scheurl versucht, neuen Input reinzubringen, auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Er hat sich einfach viele Gedanken gemacht. Und wir haben das umgesetzt. Man darf aber auch nicht vergessen: Viele von uns haben ihre Heimtrainer. Ich zum Beispiel habe in der Vorbereitung zu 70 Prozent zu Hause im Schwarzwald trainiert. Ich will jetzt nicht alles an mich reißen: Ich trainiere gerne mit Mark Kirchner, er macht gute Pläne. Aber zum größten Teil habe ich meine Trainingspläne selber geschrieben. Dadurch trage ich natürlich viel Eigenverantwortung. Aber dafür bin ich zu 100 Prozent überzeugt von dem, was ich mache.
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