Ins Exil getrieben

Russlands bekanntester politische Fotograf geht ins Exil nach Lettland

  • Birger Schütz
  • Lesedauer: 2 Min.
Im lettischen Exil: Jewgeni Feldman fühlt sich als politischer Fotograf in Russland nicht mehr sicher.
Im lettischen Exil: Jewgeni Feldman fühlt sich als politischer Fotograf in Russland nicht mehr sicher.

Jewgeni Feldmans Aufstieg zu Russlands bekanntestem politischen Fotografen begann mit einem Coup und viel Chuzpe: Lediglich mit einer Akkreditierung als freier Sportjournalist ausgestattet, schaffte er es 2010 in den streng abgeschirmten zweiten Prozess gegen den Oligarchen Michail Chodorkowski. Feldmans Foto des gefassten Putin-Gegners im Moment seiner Verurteilung zu einer weiteren mehrjährigen Haftstrafe wurde in der renommierten »Nowaja Gaseta« abgedruckt.

In den darauffolgenden Jahren waren die Bilder des fotografischen Autodidakten, der zunächst neben seinem Psychologiestudium an der Moskauer Lomonossow-Universität auf Rockkonzerten und Fußballspielen geknipst hatte, aus unabhängigen Medien nicht mehr wegzudenken. Auch für Hochglanzjournale und ausländische Zeitungen fotografierte der im oberbayerischen Neuburg an der Donau Geborene die Proteste auf dem Moskauer Bolotnaja-Platz 2012, das Verfahren gegen Alexej Nawalny, aber auch das Geschehen auf dem Maidan 2014, die russische Krim-Besetzung und den Krieg im Donbass.

Doch nun ist der preisgekrönte Fotograf nach Lettland emigriert. Er habe sich bereits vor zwei Monaten zur Auswanderung entschlossen, erklärte der 30-Jährige vergangene Woche auf Twitter. Im zunehmend repressiven politischen Klima könne er seiner Tätigkeit als unabhängiger Dokumentarist nicht mehr nachgehen. Die Behörden behandelten ihn wie einen politischen Aktivisten und Extremisten. »Während meiner Arbeit wurde ich angegriffen, mein Porträt hing an Kontrollposten, ich wurde mit Blendgranaten beschossen, in Polizeiautos gezerrt und vor Gericht gestellt - habe jedoch weitergemacht«, schreibt Feldman. Nun wolle er das wachsende Risiko nicht mehr tragen. »Es war eine furchtbar schwere Entscheidung«, schreibt er aus der lettischen Hauptstadt Riga. Allerdings habe er bereits viele Ideen für neue Projekten rund um Russland. »Ich werde nicht einfach verschwinden.«

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