Unmenschen in der Straßenbahn

Eine peinliche Falschmeldung zur Maskenpflicht - ein Kommentar

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein kritischer Leser sollte einschätzen können, wie seriös eine Quelle ist. Er sollte sich fragen: Hat es sich eventuell genau andersherum zugetragen, als es mir hier geschildert wird? Für den Fall der 17-jährigen Dilan gilt: Ein abschließendes Urteil ist erst möglich, wenn alles ermittelt und die Täter verurteilt sind. Die bisher bekannten Aussagen und vorliegenden Beweise sprechen aber für die Version von Dilan.

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Zunächst hieß es, die Jugendliche sei von fanatisierten Anhängern strikter Corona-Maßnahmen krankenhausreif geprügelt worden, weil sie in einer Berliner Straßenbahn keine Maske trug. Tatsächlich war sie aber mit Maske eingestiegen, hatte die Maske in einer verbalen Auseinandersetzung, bei der sie rassistisch angepöbelt und bedroht wurde, nur kurz runtergezogen, um besser verstanden zu werden. So berichtet es jetzt die Polizei nach Auswertung von Videos und bestätigt damit, was Dilan erzählt: Dass sie geschlagen wurde, weil sie Ausländerin sei - und dass die Angreifer keine Maske trugen! Doch die rassistischen Beschimpfungen wurden in den ersten Meldungen über den Fall unterschlagen.

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Übrigens ist Dilan gar keine Ausländerin. Sie ist in Deutschland geboren und hat einen deutschen Pass. Aber das tut nichts zur Sache. Selbst wenn sie Ausländerin wäre: »Wir sind alle Menschen«, sagt die Jugendliche. Sie sagte es auch den sechs Männern und Frauen, die sie in der Bahn so unmenschlich behandelt haben. Aber die Rassisten wollten es nicht verstehen. Anderen, die schwer von Begriff sind, sei gesagt: Zuschlagen ist generell falsch, auch dann, wenn jemand keine Maske trägt.

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Dass es anders geht, bewies mir neulich ein Vater, der mit seiner kleinen Tochter S-Bahn fuhr. Als ein Jugendlicher mit runtergezogener Maske zustieg, bat ihn der Vater freundlich, Mund und Nase zu bedecken, um die Kleinkinder zu schützen, die nicht geimpft werden können. Der Jugendliche tat das ohne Widerrede.

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