Mehr Bio im Einkaufskorb

13,2 Prozent der Höfe in Deutschland wirtschaften inzwischen nach ökologischen Kriterien

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Verbraucher*innen in Deutschland haben 2021 erneut mehr Bio-Lebensmittel gekauft. Nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) erzielten Bio-Lebensmittel einen Umsatz von knapp 16 Milliarden Euro, das ist ein Plus von fast sechs Prozent im Vergleich zum coronabedingten Rekordjahr 2020. Etwa ein bis zwei Prozent der Umsatzsteigerungen gingen dabei auf Preiserhöhungen zurück, vier bis fünf Prozent auf Mengensteigerungen, sagte Branchenexpertin Diana Schaak von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) am Dienstag bei der Vorstellung der Branchenzahlen. Im Boomjahr 2020 hatte die Bio-Branche davon profitiert, dass mehr Menschen wegen der Corona-Pandemie zu Hause gekocht haben - Restaurants und Kantinen hatten einen eher geringen Anteil an Bio-Produkten auf der Speisekarte.

Nach BÖLW-Angaben kommt Bio inzwischen auf einen Anteil von fast sieben Prozent im deutschen Lebensmittelmarkt. Im vergangenen Jahr legten vor allem Fleischersatzprodukte zu (+ 26,6 Prozent), allerdings galt das noch mehr im konventionellen Lebensmittelhandel. Auch Pflanzendrinks - besonders Hafermilch - sind Renner, hier liegen die Zuwachszahlen bei 62,4 Prozent. Beliebter sind auch Eier (+ 16,4 Prozent) und Gemüse (+34 Prozent).

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Auf der Seite der Erzeuger*innen geht der Trend ebenfalls nach oben. 2021 stellten laut BÖLW 320 Betriebe auf Bio-Landwirtschaft um, die Fläche stieg um rund fünf Prozent auf 1,78 Millionen Hektar - fast elf Prozent der deutschen Agrarfläche. Damit arbeiten 13,2 Prozent der Höfe nach ökologischen Kriterien. 64 Prozent aller Bio-Flächen werden nach strengeren Bio-Verbandsregeln bewirtschaftet. Die neue Regierung aus SPD, Grünen und FDP hat im Koalitionsvertrag vereinbart, dass der Ökolandbau in Deutschland bis 2030 auf 30 Prozent statt der zuvor angepeilten 20 Prozent der Agrarfläche zulegen soll.

Insgesamt sei die Umstellungswelle allerdings abgeflacht, so Schaak. 2016 hatten sich besonders viele Betriebe für ökologische Bewirtschaftung entschieden. Nachdem jahrelang vor allem Grünlandflächen umgestellt wurden, zieht jetzt der Ackerbau nach. Besonders Hafer und Dinkel wurden als Reaktion auf die wachsende Nachfrage verstärkt angebaut, allerdings gab es gleichzeitig zu wenig Roggen und Weizen - hier sind die Preise stark gestiegen. Das gilt in Deutschland besonders für angebaute Futtermittel - die Preise für Futterweizen und -gerste stiegen um rund 400 Prozent. Auch die Energie- und Transportkosten sind gestiegen.

»Die aktuellen erhöhten Erzeugerpreise werden dadurch leider fast wieder geschluckt«, so Schaak. Deshalb müssten sich Verbraucher*innen wohl auf höhere Preise einstellen. »Bisher haben wir es nur mit leichten Preissteigerungen im Laden zu tun«, sagte Schaak. Das werde sich in diesem Jahr aber voraussichtlich ändern. Eingekauft wird übrigens häufiger in Supermärkten, der Anteil klassischer Bioläden am Wachstum geht weiter zurück.

Mit der neuen Bundesregierung könnte die Entwicklung zu mehr Bio-Lebensmitteln auch politisch stärker unterstützt werden. »Bio ist längst mehr als nur ein Trend«, sagte Bundesernährungsminister Cem Özdemir der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich spiele Regionalität eine immer größere Rolle. Größeres Wachstumspotenzial sieht der Grünen-Politiker in der Gastronomie und generell bei der Außer-Haus-Verpflegung.

Dennoch bleibt die Bio-Branche eine Nische. Erzeuger*innen und Hersteller*innen fordern eine schnellere Umsetzung konkreter Maßnahmen: »Die Entwicklung schreitet bisher viel zu langsam voran«, betont Jan Plagge vom Bioland-Verband. Die Zahlen bei der Umstellung erfüllten nicht die Erwartungen, »obwohl generell das Umstellungsinteresse auf Bio steigt«. Dies hänge nicht zuletzt mit den unsicheren Rahmenbedingungen bei der EU-Agrarpolitik zusammen. Tina Andres, BÖLW-Vorstandsvorsitzende, fordert, »nicht nur Öko als Leitbild auszurufen, sondern alle erforderlichen Weichen für den Umbau des Agrar- und Ernährungssystems zu stellen«.

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