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  • Bob-Gold bei Olympia

Friedrich setzt wieder einen drauf

Bob-Überflieger holt sich sein drittes olympisches Gold

  • Lars Becker
  • Lesedauer: 4 Min.

Als Francesco Friedrich die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier ins Olympiastadion trug, empfand er das als »Ritterschlag«. Am Dienstagabend hat der beste Bobpilot der Welt im Eiskanal von Yanqing den vorletzten Schritt zum olympischen »Königsthron« der Bobfahrer gemacht. Souverän holte sich der 31-jährige Ausnahmekönner gemeinsam mit Anschieber Thorsten Margis im Zweier den fest eingeplanten dritten Olympiasieg seiner Karriere ab. Mit einem weiteren im Vierer kann er am Sonntag zu Rekordolympiasieger Andre Lange aufschließen.

»Das fühlt sich fantastisch an, denn es waren zwei harte Wochen hier. Wir haben es gerockt und können stolz sein«, sagte Friedrich nach seiner Triumphfahrt. Anschieber Margis fügte hinzu: »Der Druck war gewaltig. Aber wir sind unter der Devise Angriff ist die beste Verteidigung zum Sieg gefahren.« Weil Friedrich mit den Trainingsfahrten nicht zufrieden war, hatte er vor dem ersten Lauf noch einmal den Bob getauscht und fuhr mit dem Frauen-Zweier von Kim Kalicki zu Gold. Der vielleicht größte Favorit dieser Winterspiele krönte zugleich einen historischen deutschen Dreifachsieg.

Fast eine halbe Sekunde betrug letztlich der Vorsprung vor Johannes Lochner und Florian Bauer, die im Ziel fair gratulierten. Christoph Hafer und Matthias Sommer machten den kompletten deutschen Triumph mit Bronze perfekt. Drei Schlitten aus einem Nationalteam gab es bei Olympia noch nie auf dem Podest. »Unglaublich«, kommentierte der sichtlich stolze Bundestrainer René Spies seine Athleten.

»Francesco hat gezeigt, dass er die Nummer eins ist. Er hat im entscheidenden Moment wieder einen ausgepackt, aber vielleicht können wir ihn im Vierer mehr ärgern. Bis dahin bin ich froh, dass ich endlich meine Olympiamedaille habe«, erklärte Lochner. Nach den ersten beiden Läufen schien er sogar in der Lage zu sein, den großen Dominator zu gefährden. Nur 15 Hundertstelsekunden betrug der Rückstand bei Halbzeit. Doch mit einem Bahnrekord im dritten Lauf sorgte Friedrich für die Vorentscheidung.

»Es macht Spaß, den anderen zu zeigen, dass wir im entscheidenden Moment noch eine Schippe drauflegen können«, hatte »König Franz« bereits vor den Winterspielen erklärt. Und genau das bewies er nach eher mittelmäßigen Trainingsfahrten auch in dem Moment, als es besonders drauf ankam.

Ob bei Rekordzeiten am Start, dem Fahrgefühl in der Bahn oder dem mit seinem Input entwickelten Bob vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) - Friedrich war erneut eine Klasse für sich. »Er ist einfach ein überragender Athlet. Er pusht das FES, er pusht uns. Egal ob bei der Ernährung, Regeneration oder Teamführung - Francesco setzt neue Maßstäbe«, lobte Bundestrainer Spies. Friedrichs Erfolgshunger ist auch nach 13 WM-Titeln und 14 Gesamtweltcupsiegen - beides Rekorde - ungebremst.

Auslöser dafür war ausgerechnet eine olympische Enttäuschung. 2014 in Sotschi fuhren die sieggewohnten deutschen Bobfahrer auch wegen Materialproblemen hinterher und erlebten das schlechteste Olympiaergebnis seit mehr als 50 Jahren. Friedrichs Olympia-Debüt war mit den Plätzen acht und zehn frustrierend. »Der Moment nach dem Zieleinlauf im Vierer hat mich wahnsinnig motiviert. Gestandene Männer, die alles gewonnen haben, waren tieftraurig. Ich habe mir geschworen, dass so etwas nie mehr passiert.« Es war die Initialzündung für eine unglaubliche Siegesserie.

Boblegende Christoph Langen, der Friedrich als Bundestrainer bis 2016 selbst betreute, stellt den aktuellen Dominator in eine Reihe von Ausnahmesportlern wie Roger Federer oder Lewis Hamilton. »Die ganze Bobwelt weiß, was Francesco macht, aber niemand hat ein Rezept gegen ihn. Er hat einfach das beste Gesamtpaket und eine Topmannschaft hinter sich, die jederzeit mitzieht«, erklärte Langen. Ein weiteres wichtiges Puzzleteil für Friedrichs Erfolge ist Heimtrainer Gerd Leopold, der im Hintergrund die Fäden zieht.

Natürlich hat Friedrich noch längst nicht genug von seiner Rekordjagd. Gewinnt er am Sonntag auch noch im Vierer, hätte er als erster Bobfahrer bei zwei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen einen Doppelsieg gefeiert: »Bisher hat noch keiner beide Goldmedaillen verteidigt.« Natürlich gilt dies beim nimmersatten Sachsen als Extra-Antrieb für ein goldenes Ende dieser Winterspiele, die mit dem »Ritterschlag« bei der Eröffnungsfeier für Francesco Friedrich schon so perfekt begonnen hatten.

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