Australiens Osten versinkt im »Jahrtausend-Hochwasser«

Der kleinste Kontinent bekommt den Klimawandel zu spüren

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Häuser, von denen nur noch das Dach hervorschaut, Straßen, auf denen Boote fahren: Der Osten Australiens wird derzeit von extremen Überschwemmungen heimgesucht. Brisbane, die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, erhielt 80 Prozent ihrer jährlichen Niederschläge innerhalb von nur drei Tagen. Mindestens 15 000 Häuser wurden überschwemmt, der Hafen der Stadt musste zur Sicherheit geschlossen werden. Zuletzt war der Bundesstaat 2011 von ähnlich starkem Hochwasser heimgesucht worden.

Inzwischen ist auch der Bundesstaat New South Wales betroffen. Der dortige Premier Dominic Perrottet hat die Überschwemmungen als eine der schlimmsten Naturkatastrophen überhaupt bezeichnet, sprach in einer Pressekonferenz von einem »Jahrtausendereignis«. New South Wales war auch einer der Bundesstaaten, der von den katastrophalen Buschfeuern 2019/20 betroffen war.

Die derzeitige Naturkatastrophe hat bereits acht Tote gefordert, etliche Menschen gelten noch als vermisst. Am Dienstag meldeten lokale Medien, dass eine Frau tot in ihrem überfluteten Haus in Lismore, einem Ort rund 700 Kilometer nördlich von Sydney, aufgefunden worden sei. Die Berichte wurden bisher nicht offiziell bestätigt. Lismore ist einer der Orte, die besonders schlimm betroffen sind. Der lokale Fluss erreichte zeitweise einen Wasserstand von über 14 Metern, mehr als zwei Meter höher als beim vorherigen Höchststand im Jahr 1954. Hunderte Menschen mussten evakuiert werden.

In Lismore kam es zu dramatischen Rettungsaktionen. So wurde eine 93-jährige Frau gerade noch rechtzeitig aus ihrem Haus geholt – mit nur noch 20 Zentimetern Freiraum über ihrem Kopf, nachdem ihr Haus bereits mit Wasser vollgelaufen war. Lokale Medien berichteten, dass ein Mann in Lismore namens Aidan Ricketts noch vor Tagesanbruch aufwachte, nachdem Wasser in sein Haus strömte. Er konnte seine eigene Familie mit einem Boot in Sicherheit bringen. Obwohl sein Haus nicht mehr zu retten war, kehrte er zurück, um Nachbarn aus den umliegenden Straßen zu retten. Insgesamt brachte Ricketts am Montag 16 Menschen und fünf Hunde in Sicherheit. »Als wir unser Haus verließen, saßen Nachbarn auf ihren Dächern und wir hörten Leute in einem Dachhohlraum, die versuchten, ein Loch in ihr Metalldach zu schlagen und so herauszukommen«, sagte er der australischen Ausgabe des »Guardian«.

Hunderte von Fahrzeugen waren auf der Autobahn zwischen den Küstenorten Ballina und Tweed Heads gestrandet, nachdem Hochwasser die Straße unpassierbar gemacht hatte. Einige Autos mussten sich auf einer Reihe kleinerer, noch trockener »Inseln« positionieren, als das Hochwasser um sie herum immer weiter stieg.

Laut des jüngsten Berichts des Weltklimarats (IPCC) muss Australien mit deutlich mehr Extremereignissen wie Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen, Dürren und Buschfeuern rechnen. Schon heute haben wichtige Ökosysteme auf dem Kontinent durch die Erwärmung irreversible Schäden erlitten, darunter die Korallen am Great Barrier Reef oder die Kelpwälder im Südosten.

Mark Howden, stellvertretender Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe und Direktor des Instituts für Klima, Energie und Katastrophenschutz an der Nationaluniversität in Canberra, sagte dem »Guardian«, der IPCC-Bericht mache deutlich, dass Staaten sich an die veränderten Bedingungen anpassen müssten. Auch wenn man ein einzelnes Ereignis nicht so einfach auf den Klimawandel zurückführen könne, sei eindeutig, dass »die Effekte des Klimawandels bereits erkennbar« und überwiegend »negativ« seien.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -