Echter Experte

Schwedens Chef-Epidemiologe Anders Tegnell wechselt zur WHO

Er hat ein dickes Fell und den Schweden so einiges erspart: Die von Beginn an langfristig angelegte, auf verhältnismäßige und nur nachweislich wirksame Maßnahmen setzende und an mündige Bürger adressierte Corona-Strategie des Landes trägt wesentlich die Handschrift von Anders Tegnell. Der ruhige und sachliche Ton, in dem er seine Landsleute regelmäßig vor den Kameras mit der Lage vertraut machte und zur Vorsicht mahnte, schlug sich auch in der öffentlichen Debatte nieder. Im Umgang mit Fehleinschätzungen und Rückschlägen wirkte Tegnell authentisch. Die Wirkung von Masken schätzt er eher als symbolisch ein.

Die Pandemie geht hoffentlich ihrem Ende entgegen und am kommenden Montag beendet Tegnell, seit dem 1. März 2013 Staats-Epidemiologe bei der zentralen Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten, seine Tätigkeit dort. Er wechselt nach Genf zur Weltgesundheitsorganisation. Im Auftrag Schwedens soll Tegnell bei der WHO für einen weltweit fairen Zugang zu den Covid-Impfstoffen wirken. Er will, so sagt er, insbesondere Ländern helfen, »die nicht die ökonomischen Voraussetzungen hatten, selbst Impfstoffe zu kaufen«. Interesse an internationalen Fragen und das nötige diplomatische Geschick für diesen Job bringt er mit. Die nötigen Kompetenzen sowieso: 1965 in der nahe Stockholm gelegenen Universitätsstadt Uppsala geboren und im südschwedischen Linköping aufgewachsen, spezialisierte sich Tegnell nach einem Medizinstudium in Lund auf Infektionskrankheiten und Impfstoffe. Von 1990 bis 1993 wirkte er für die WHO in Laos und sammelte später mit Ärzte ohne Grenzen in Zaire Erfahrungen mit dem Kampf gegen Ebola. Bei der Europäischen Kommission in Luxemburg arbeitete er zum Thema Bioterrorismus. 2003 promovierte der Arzt an der Uni Linköping, ein Jahr darauf ließ er einen Master-Abschluss in Epidemiologie an der renommierten Londoner Hygiene- und Tropenmedizinhochschule folgen. Wirklich ein Mann vom Fach.

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