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Ausgangssperre in Shenzhen
China reagiert mit harten Lockdowns auf Corona-Ausbrüche in zahlreichen Landesteilen
Auch in Peking ist die Anspannung der Behörden deutlich zu spüren: Vor den Corona-Testzentren bildeten sich am Montagmorgen Schlangen von Hunderten Metern, im gesamten Stadtgebiet werden immer mehr Wohnsiedlungen abgeriegelt. Eine von ihnen ist die Anlage »Xibahe Zhongli«, auf dem etliche Gesundheitsmitarbeiter in weißen Ganzkörperanzügen umherschwirren. Sie haben vier blaue Zelte aufgebaut, in denen die Anwohner selbst bis Mitternacht noch für die regelmäßigen PCR-Tests anstehen.
Im südostchinesischen Wirtschafts- und Finanzzentrum Shenzhen kommt die Lockdown-Methode seit Sonntagabend nun für sämtliche 17,5 Millionen Einwohner zur Anwendung. Diese dürfen mindestens eine Woche lang ihre Wohnungen nicht verlassen. Die Bewohner müssten sich auf Anordnung der Behörden zudem drei Corona-Testrunden unterziehen. Sämtlicher öffentlicher Nahverkehr ist ausgesetzt, Bürogebäude bleiben geschlossen, und auch am Hafen Yantian sollen nach Angaben der Logistikfirma Seko keine neuen Schiffe mehr beladen werden.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Damit ist die Tech-Metropole, die auf dem Festland vis-à-vis Hongkong liegt, das bislang folgenreichste sozio-ökonomische Opfer der chinesischen Null-Covid-Politik, die dafür bei der Pandemiebekämpfung recht erfolgreich war. Nach Peking und Shanghai ist Shenzhen schließlich das drittwichtigste Wirtschaftszentrum in der Volksrepublik. Die ökonomische Wertschöpfung in dem Großraum ist nahezu so hoch wie in Österreich.
Doch es ist aktuell beileibe nicht die einzige Gegend im Lockdown. Am Montag vermeldete die nationale Gesundheitskommission lokale Infektionen aus insgesamt 56 Städten. In den vergangenen beiden Tagen waren es über 5000 Ansteckungen - das sind die höchsten offiziell registrierten Corona-Infektionszahlen seit zwei Jahren. Aus insgesamt 18 Provinzen werden Fälle gemeldet. Staatliche Stellen reagieren darauf mit Abriegelungen und Massentests. Auch in China setzt man laut Ankündigung der staatlichen Gesundheitskommission nunmehr zusätzlich zu den üblichen PCR-Tests auf Antigen-Schnelltests zur »Selbstkontrolle« der Bürger.
Auch in Shanghai gleicht der Alltag immer stärker einem De-facto-Lockdown: Die Behörden haben die Bewohner angewiesen, nach Möglichkeit die Stadt nicht mehr zu verlassen. Zudem wurden sämtliche Passagierflugzeuge in andere Städte umgeleitet. Ganz ähnlich sieht es in der Ostküstenstadt Qingdao aus, deren Bewohner ebenfalls dazu angehalten sind, nicht auszureisen. Es ist somit wohl nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Wirtschaftsmetropole vollkommen dicht macht.
Nicht zuletzt ist mit Jilin im Nordosten des Landes eine gesamte Provinz, die flächenmäßig etwa zweimal so groß wie Ungarn ist, abgesperrt. Dort leben rund 24 Millionen Einwohner. Volkswagen, das dort gemeinsam mit einem chinesischen Staatsunternehmen mehrere Produktionsstandorte betreibt, musste bereits die Fließbänder in drei Werken vorübergehend stoppen. In Shenzhen wiederum stellte der große Apple-Zulieferer Foxconn am Montag den Betrieb ein. Die chinesischen Börsen meldeten am Montag Kursstürze.
Schon jetzt ist den meisten Ökonomen klar: Das für 2022 ausgegebene Wirtschaftswachstum von 5,5 Prozent wird wohl nicht zu erreichen sein. Schon vor den Ausbrüchen mit der infektiöseren Omikron-Variante von Sars-CoV-2 galt das Planziel als ex-trem ambitioniert, mittlerweile ist es erst recht utopisch. Überall im Land ist zu spüren, dass das Virus nicht nur die Reisetätigkeit auf ein Minimum reduziert, sondern auch den Binnenkonsum massiv lähmt. Viele Chinesen sind verängstigt und meiden den Besuch von Restaurants oder Einkaufszentren. Wenn sie dafür rückwirkend als mögliche Kontaktpersonen von Corona-Fällen identifiziert werden, müssen sie in Quarantäne.
Doch, und das machen die führenden Epidemiologen des Landes in ihren Aussagen mehr als deutlich: An der Null-Covid-Strategie wird man auf absehbare Zeit trotz einer aufflammenden Debatte über Lockerungen nicht abweichen. Im März 2020 war die Zielvorgabe »Null Dynamik« verkündet worden. In der Folge ziehen schon kleine, örtlich beschränkte Corona-Ausbrüche strikte Lockdown-Maßnahmen nach sich. Gerade Lokalbehörden dringen indes auf mildere, gezieltere Maßnahmen - bisher vergebens. Stattdessen gibt es aus Provinzen mit Coronafällen aktuell Berichte über die Absetzung von Bürgermeistern oder Chefs örtlicher Gesundheitskommissionen.
Ein Plan, wie der Ausstieg aus der Lockdown-Strategie aussehen könnte, ist bislang nicht verkündet worden. Die Hoffnung, dass dies im Zuge des Voranschreitens der Impfkampagne geschehen könnte, hat sich bisher nicht erfüllt. Gut 87 Prozent der Bevölkerung sind derzeit vollständig geimpft. Die heimischen Totimpfstoffe der Unternehmen Sinopharm und Sinovac bieten zwar einen recht guten Schutz vor schweren Verläufen - aber eben nicht vor Infektionen. Und gerade Omikron kann den Impfschutz bekanntlich gut umgehen. Darüber hinaus sind ausländische Vakzine in China bis heute nicht zugelassen. Zwar hatten Biontech und der US-Konzern Pfizer bereits im vergangenen Jahr eine Kooperation mit dem heimischen Pharmahersteller Fosun zur Herstellung seines mRNA-Impfstoffes in China vereinbart, doch die Umsetzung scheiterte bislang an politischen Vorgaben. Mit Agenturen
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