Mehr Strand als geplant

Tausende Russen stecken nach den Sanktionen auf Bali und in Thailand fest

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 4 Min.
Ein Offizier steht Wache vor der russischen Botschaft in Bangkok – im Spiegelbild eine Demonstration gegen den Ukraine-Krieg.
Ein Offizier steht Wache vor der russischen Botschaft in Bangkok – im Spiegelbild eine Demonstration gegen den Ukraine-Krieg.

Die Krise in Europa wirft inzwischen auch ihren Schatten auf Südostasien. Sowohl die indonesische Urlaubsinsel Bali als auch Thailand sind bei russischen Urlaubern und digitalen Nomaden äußerst beliebt. Nach dem Ende der Pandemie-Restriktionen zählten sie zu den ersten internationalen Touristen, die zurückkehrten. Etliche dieser Russen sind nun in Südostasien gestrandet und haben Probleme, ihre Hotels, Essen oder Mietautos zu bezahlen. Denn durch die internationalen Sanktionen, die nach dem russischen Überfall auf die Ukraine vom Westen erhoben wurden, funktionieren die Kredit- und Bankkarten der russischen Bürger nicht mehr.

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Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Lokale indonesische Medien berichten seit Tagen, wie russische Bürger versuchen, mit Kryptowährungen zu bezahlen, Geld auf die Konten von Freunden im Land zu überweisen oder indonesische Bankkarten zu beantragen, um die Beschränkungen durch die Sanktionen zu umgehen. Ein Konto im Land zu eröffnen, ist aber offiziell nicht mit einem Touristenvisum möglich. Dafür braucht es wohl mindestens ein sogenanntes Kitas, ein Kurzzeitvisum, das beispielsweise digitalen Nomaden den Aufenthalt und die Arbeit im Land für zwölf Monate am Stück ermöglicht.

Im lokalen balinesischen Nachrichtenmedium »Coconuts« wird eine 36-jährige russische Grafikdesignerin und Unternehmerin zitiert, die auf Bali lebt. Die Frau, die anonym bleiben wollte, gestand, dass sie zwar erwartet hatte, dass etwas passieren würde, aber sie habe nicht gedacht, dass es so massiv sein werde. »Wir haben einige Sanktionen erwartet, die zu einer ukrainischen Wirtschaftskrise führen«, meinte sie. Aber nichts, das so verrückt sei wie dieser Krieg.

Die Frau war eine von zahlreichen russischen Staatsangehörigen im Ausland, die die finanziellen Einschränkungen als Folge des Krieges zu spüren bekamen. Nachdem die US-amerikanischen Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard zahlreiche Banken in Russland blockiert haben, kommen viele im Ausland nicht mehr an ihr Geld.

Auch die Grafikdesignerin berichtete dem lokalen indonesischen Medium über Probleme. Sie sagte jedoch, sie habe ihr gesamtes Geld noch rechtzeitig abheben können, bevor ihre Mastercard gesperrt worden sei. »Es war eine Mission für sich, denn als ich zu den Geldautomaten ging, war in keinem der Automaten Bargeld«, berichtete sie. Etliche andere Russen hätten mit ihr an den Automaten angestanden. Die Russin brachte in dem Interview zudem ihre Frustration über die Invasion zum Ausdruck und sagte: »Putins Tage sind vorbei.«

Auch in der »Jakarta Post« wird in einem Artikel beschrieben, welche Probleme Russen in Indonesien derzeit haben. Die Zeitung zitierte Rifki Saldi Yanto, den Manager eines Cafés. Yanto berichtete, dass er in den vergangenen Tagen eine rückläufige Zahl russischer Kunden bemerkt habe und ihm aufgefallen sei, dass viele jetzt mit Bargeld statt mit Kreditkarten bezahlten. Die russische Botschaft in Jakarta bietet ihren Bürgern inzwischen aber wohl Informationen und Hilfe an.

Denis Tetiushin, ein Sprecher der Botschaft, sagte der indonesischen Zeitung, dass die russische Pochta Bank jetzt eine virtuelle Karte mit dem chinesischen Unionpay-System anstelle von Visa oder Mastercard anbiete. »Es ist kostenlos und die Leute können es aufmachen, wo immer sie auch sind«, schrieb er in einer Textnachricht an die Zeitung.

Auch im nahen Thailand sieht die Lage ähnlich aus wie in Indonesien. Dort sollen mehr als 7000 Russen gestrandet sein, nachdem der russische Rubel im freien Fall ist, etliche Flüge storniert wurden und alle Probleme haben, Zahlungen zu tätigen. Beide Länder - Thailand wie auch Indonesien - sind auf die Tourismusbranche angewiesen. In beiden Ländern versickerten die Einnahmen aber während der Pandemie fast völlig. Bali, wo 2019 - im Jahr vor der Pandemie - noch sechs Millionen Menschen Urlaub machten, ist erst seit Anfang Februar wieder für internationale Reisende geöffnet.

Sollten russische Urlauber künftig wegbleiben, so wäre dies für Balis Wirtschaft nach der Pandemie ein weiterer herber Schlag. Auch Indonesiens Tourismus insgesamt würde leiden. Denn eigentlich hat die Regierung in Jakarta große Ambitionen. So sollen in den kommenden Jahren zehn »neue Balis« entstehen - gemeint sind damit Regionen, die wie die beliebte Urlaubsinsel Bali für Touristen erschlossen werden. Teil dieser millionenschweren Tourismusentwicklung ist beispielsweise ein Projekt auf der Insel Rinca. Neben der berühmten Insel der Komodowarane sollen aber auch noch andere indonesische Reiseziele wie der Tobasee in Nord-Sumatra oder die malerische Bucht Pulisan am äußersten Zipfel Nord-Sulawesis ausgebaut und besser erschlossen werden. Auf diese Weise will das südostasiatische Land mehr internationale Besucher anlocken - und russische Urlauber hätten dabei eigentlich eine wichtige Rolle gespielt.

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