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- Ukraine-Flüchtlinge in Berlin
Ringen um Zusammenhalt
Berlin braucht mehr Solidarität, nicht weniger
Die Versorgung der ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hält Tausende Menschen in Berlin seit mehr als drei Wochen in Atem. Für die staatlichen Akteure ist es eine Herausforderung, da sie mit den Ereignissen in der Welt nach wie vor nicht Schritt halten können. Da kann ein Großteil der Behörden-Mitarbeiter*innen so engagiert sein, wie es nur geht: Wenn es zu wenige sind und der Umbau und die Modernisierung der Verwaltung, wie sie durchaus angestrebt ist, noch immer stocken, bleibt die Überforderung Programm. Dies ist schon mit der Coronakrise zutage getreten. Wenn dann eine in weiten Teilen menschenfeindliche Bürokratie unter Druck vereinfacht werden muss, wird das Ganze nicht leichter. Ungeduldig reagiert man auf vulnerable Gruppen und deren Bedürfnisse, der Staat zeigt sich selbstgerecht und für Kritik nicht erreichbar.
Es rächt sich bitter und mit Heftigkeit, dass die soziale und öffentliche Infrastruktur so dermaßen kaputt gespart wurde und die sich andeutende Versorgungsnot über Jahre ignoriert wurde. Ob Einrichtungen wie das sogenannte Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel diese akut auffangen können, und ob es gelingt, den alten Geist der Abfertigung mit menschlicher Wärme abzuhalten, wird sich zeigen. Die Last liegt auf den Menschen, die dort jetzt einspringen und nicht nur Einfühlungsvermögen und Sensibilität mitbringen müssen, sondern gleichzeitig eine dicke Haut und Durchhaltevermögen.
Denn die Pandemie-Situation steckt nicht nur vielen noch in den Knochen, sie ist auch nicht vorbei. Nach wie vor gehen jede Woche Tausende Menschen in Quarantäne, werden krank, müssen versorgt werden.
Die Menschen in dieser Stadt, egal ob sie hier geboren sind, ankommen, weiterreisen oder bleiben, benötigen Zuspruch und Aufmerksamkeit. Und die, die helfen, brauchen mehr öffentliche Unterstützung, damit sie weitermachen können. Sonst bröckeln nicht nur die Kräfte, sondern auch das Gefühl der Solidarität. Davon braucht Berlin schließlich nicht weniger, sondern mehr.
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