Wegbereiter für die Immolobby

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel bleibt sich treu

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

»Man hätte ihn einfach klonen können, aber er ist nur einmal da.« Das sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) über Andreas Geisel, als sie Ende Dezember bekanntgab, dass ihr Parteifreund Stadtentwicklungssenator wird. Dieses Amt hatte er bereits von 2014 bis 2016 inne, in der vergangenen Legislaturperiode war er Berliner Innensenator. Nun ist er auf seinem Wunschposten zurück, allerdings lastet auf ihm wegen der Wahlversprechen Giffeys überhoher Erwartungsdruck. 20 000 Wohnungen sollen ab jetzt Jahr für Jahr in Berlin bis 2030 gebaut werden. Eine Zahl, die letztmals 1997 übertroffen worden ist, als große Steuervorteile im ostdeutschen Wohnungsbau ausliefen. Experten halten das Ziel für kaum erreichbar. Politisch brisant ist auch der Dauerkonflikt mit dem Enteignungs-Volksentscheid, den Geisel als Innensenator in der Prüfungsphase nach Kräften ausgebremst hatte.

Doch bisher konnte sich Andreas Geisel noch aus jeder schwierigen Situation herauswinden. Er hat großes verbales und taktisches Talent. Kürzlich sagte er zum Beispiel: »Innerhalb der Stadt, innerhalb des S-Bahnrings ist aber der Bau von so vielen Sozialwohnungen wie möglich notwendig.« Aber er verspricht nicht, dafür zu sorgen. Das merken jedoch Menschen nicht, die nicht in der Materie stecken. Dass er sich vor allem gut mit der Baulobby versteht, beweist er immer wieder, zuletzt beim Einsatz für die Signa-Baupläne am Hermannplatz.

Andreas Geisel ist 1966 in Ost-Berlin geboren. Nach vier Jahren SED-Mitgliedschaft ist er nach eigenen Angaben 1989 nach dem Tienanmen-Massaker ausgetreten, das Jahr darauf war er in der SPD. Das einlullende Redetalent Geisels ist vielleicht ein Erbe der DDR-Zeit, als so etwas viel Ärger vermeiden konnte. Ebenso gut könnten ihm erst die zwei Jahre bei der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers diese Stärke bewusst gemacht haben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -