Unberechenbare Taliban

Cyrus Salimi-Asl zur Schließung höherer Schulen für Mädchen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Was hat die islamistischen Taliban geritten, dass sie erst die Öffnung der höheren Schulen für Mädchen ankündigen, und nur wenige Stunden später diesen Schritt wieder rückgängig machen? Am Mittwoch durften Mädchen in die Schulen, da das Bildungsministerium die Öffnung zum 23. März bekanntgegeben hatte. Auf neue Order hin sollen sie nun zu Hause bleiben.

Beobachter fragen sich, was hinter dieser plötzlichen Entscheidung stecken mag. Dass die Taliban sich einen Dreck scheren um die Schulbildung der afghanischen Mädchen und Frauen, ist keine neue Erkenntnis. Dass sie aber trotzdem zugesichert haben, auch die Schulen ab der siebten Klasse wieder für Mädchen zu öffnen, dann aber einen Rückzieher machen, lässt zwei Schlüsse zu: Entweder stimmt, was ohnehin alle annehmen, nämlich, dass die Taliban alles versprechen, was der Westen als potenzieller Geldgeber hören will – den Ankündigungen aber keine Taten folgen lassen. Oder innerhalb der Taliban läuft ein Richtungskampf, ausgetragen zwischen einer radikaleren Fraktion, die Frauen und Mädchen komplett aus dem öffentlichen Leben verbannen will, und denen, die zu Kompromissen bereit sind, um einen Weg der Koexistenz mit dem (westlichen) Ausland zu finden.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Viel spricht dafür, dass die Erklärung weitaus banaler sein könnte: Die Taliban sind einfach schlecht organisiert, haben keine klaren Entscheidungsstrukturen. Niemand weiß, wer hinter dem Rückzieher steckt. Auf der Strecke bleiben erneut die Frauen und Mädchen, die auf ihr Recht auf Bildung nicht verzichten wollen. Wenn den westlichen Staaten an der Ausbildung der Afghaninnen gelegen ist, müssen sie sich mit aller Macht dafür einsetzen, dass Mädchen wieder zur Schule gehen dürfen. Auch mit viel Geld und geeigneten Mechanismen, damit es in den Schulen ankommt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.