Hehre Prinzipien

Peter Steiniger über Selenskyjs Rede an das schwedische Parlament

Es war ein weiterer filmreifer Auftritt des früheren Schauspielers auf der internationalen Bühne. Zehn Minuten lang sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag - genau einen Monat nach Beginn des russischen Überfalls auf sein Land - zu den Abgeordneten des schwedischen Reichstags. In diesen dunklen Zeiten dient er der Ukraine mit seinen Talenten vor allem auch als Chef-Propagandist, der andere Länder zu maximaler Unterstützung antreibt.

Auf dieser Station seiner digitalen Tournee stellte er erneut einen Dualismus von Gut und Böse in der Welt in den Mittelpunkt, verknüpfte das Schicksal der Ukraine mit dem seiner westlichen Nachbarn. Mit Schweden habe sie nicht nur die Nationalfarben gemeinsam, sondern auch demokratische Werte. Allerdings ist in dem skandinavischen Land die Opposition noch legal. Falle Kiew, stehe der Russe schon mit einem Fuß auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland, ließ Selenskyj durchblicken. Dessen Truppen würden zwischen militärischen und zivilen Zielen keinen Unterschied machen, zeichnete er das Bild eines furchtbaren Feindes. Dabei braucht er in Stockholm niemanden mehr zu überreden. Dort man einen harten Kursschwenk vollzogen und liefert Kiew fleißig Waffen. Auch die erst zögerliche Linke hat sich ins Glied eingereiht.

Selenskyjs Rede, diesmal ohne Churchill-Anleihen, prägte auch das Thema Friedensliebe. Für den Wiederaufbau will er Hilfe aus Schweden. Einen Weg zum Ende der Kämpfe zeigte der Mann, der in US-Präsident Joe Biden »den Anführer unserer Welt sieht«, vor dem Reichstag nicht auf. Hoch hielt er das Selbstbestimmungsrecht der Völker und der Unverletzbarkeit von Grenzen. Die Schuldigen an Kriegsverbrechen müssten bestraft werden, forderte der Präsident - auch als Warnung an andere Länder, das Gewaltverbot zu respektieren. Eine schöne Vision. Für die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright käme eine solche irdische Gerechtigkeit zu spät.

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