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Giffeys Superflüchtlinge
Die Herzen der Deutschen sind so weit geöffnet wie die Arbeitsmärkte
Der Anspruch von Franziska Giffey an ihre Mitmenschen ist nicht besonders hoch. Sie sollen sich ein bisschen schick anziehen und morgens auf dem Weg zur Arbeit dankbar eine saubere U-Bahn annehmen. Es ist nicht zu viel verlangt, dort zivilisiert zu sitzen, nicht zu popeln und zu schmutzen und den Bluetooth-Lautsprecher auf eine ertragbare Lautstärke einzustellen - nicht mehr und nicht weniger erwartet Berlins Regierende Bürgermeisterin von ihrem Volk. Nun ist Franziska Giffey sehr zuversichtlich, dass diese Standards auch von den geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern erfüllt werden können. Ja, sie jubilierte sogar: »Wir hören aus der ukrainischen Community, dass viele, die hier ankommen, nicht als erstes die Frage stellen: Wo kann ich Leistungen beantragen?«
Das ist doch herrlich! Die einzige - wirklich die einzige - gute Sache am Krieg Putins gegen die Ukraine ist, dass nun potenzielle Steuerzahler nach Deutschland kommen. Klar, die Quetschis für ihre Kinder bekommen sie derzeit noch am Hauptbahnhof geschenkt, aber bald werden sie rund um die Uhr malochen, um sie sich leisten zu können. Und wir werden uns wie Franziska Giffey darüber freuen. Denn »es gibt in Deutschland ein großes Wachstumshemmnis, und das ist der Fachkräftemangel«.
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
Das ist der Sound der gelebten Solidarität, für die man den Deutschen in der Ukraine so dankbar ist. Unsere Herzen sind so weit geöffnet wie unsere Arbeitsmärkte. Franziska Giffey scheut sich nicht, diesen herzlichen Willkommensgruß auszusprechen. Der Gedanke daran treibt einem Tränen der Rührung in die Augen.
Die vielen Leute aus der Ukraine, die jetzt ankommen, werden sich jedenfalls nicht zu schade sein, um alles zu geben. Sie werden morgens die ersten und abends die letzten im Büro sein. So gehört sich das nicht nur für Putzkräfte. Sie werden verbissen sparen und eines Tages wird es soweit sein. Dann können sie sich ein niedliches Chanel-Kostüm leisten, das auch Franziska Giffey tragen würde.
Die hohen Mieten in unseren Städten werden sie mit der nötigen Gelassenheit ertragen. Denn alles ist besser, als von Putin ausgebombt zu werden. Das scheinen die Flüchtlinge aus der Ukraine viel besser verstanden zu haben als die aus Syrien, die offensichtlich nur nach Deutschland kamen, um auf der Domplatte ihren zweifelhaften Silvesterbräuchen nachzugehen.
Es ist nett von Franziska Giffey, dass sie nur neue mit alten Flüchtlingen vergleicht. Könnte man nicht auch die eingesessene Bevölkerung fragen, was sie zum Bruttosozialprodukt beiträgt? Können wir nicht mehr leisten? Müssen nicht auch wir viel häufiger nach dem Credo handeln »Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für Franziska Giffey tun kannst«?
Ein Beispiel: Neulich wurde in der Kita meiner ältesten Tochter für die Ukraine gesammelt. Die anderen Kinder brachten aussortierte Lumpen ihrer Eltern mit. Ich hingegen hatte mit meiner Tochter fein säuberlich die Stellenanzeigen aus dem lokalen Anzeigenblatt ausgeschnitten. Diese Hilfsaktion brachte mich zu einer freudigen Erkenntnis: In den Amazon-Lagern suchen sie eigentlich immer nach motiviertem Personal. Ein ukrainischer Doktortitel reicht dafür locker als Qualifikation.
Es wird mir warm ums Herz, wenn ich mir vorstelle, wie die Augen der Flüchtlinge leuchteten, als sie unsere Stellenanzeigen in den Händen hielten. Wenn Franziska Giffey von meinem selbstlosen Einsatz erfährt, wird sie mir wahrscheinlich die Berliner Ehrenbürgerwürde überhelfen wollen. Aber ich werde ablehnen. Denn meine Motivation ist nicht mein persönlicher Ruhm, sondern vielmehr das Wohl unserer westlichen Wertegemeinschaft: Frieden und Freiheit und dass die U-Bahnen sauber bleiben.
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