- Politik
- Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung
Selbst betroffen
Kerstin Claus wurde zur neuen Missbrauchsbeauftragten berufen
Wenn es hierzulande um die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs geht, muss immer noch allzu oft bemängelt werden, dass die Betroffenen dabei außen vor gelassen, ihre Stimmen nicht gehört werden. So ist es tatsächlich als starkes Signal der Ampel-Koalition zu werten, dass sie mit Kerstin Claus am Mittwoch eine Betroffene für die kommenden fünf Jahre zur neuen Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs berufen hat.
Die Stimmen der Betroffenen hörbarer zu machen, nannte Claus, die auf Johannes-Wilhelm Rörig folgt, der das herausfordernde Amt mehr als zehn Jahre inne und es Ende Februar niedergelegt hatte, denn auch als eines ihrer Anliegen. Sie werde sich »für die stärkere Einbindung der Perspektiven Betroffener und ihre grundlegende Beteiligung in den Ländern einsetzen und diese auch auf Bundesebene weiter ausbauen«, so Claus.
Die Qualifikation für den Posten, der organisatorisch, personell und finanziell an das Bundesfamilienministerium angebunden ist, kann und soll dabei nicht auf das Betroffensein von Claus reduziert werden: Die Journalistin, die in Regensburg und München unter anderem Neuere deutsche Literatur und Deutsch als Fremdsprache, in den USA Journalismus und in Kaiserslautern Systemische Beratung studiert hat, beriet seit dem Jahr 2015 zum Thema Kindesmissbrauch eine Vielzahl von Bundes- und Landesministerien.
Seit 2019 war sie Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen und bereits seit 2016 Mitglied im Betroffenenrat, der dem Missbrauchsbeauftragten beratend zur Seite steht - und der das 1969 in München geborene Grünen-Mitglied anlässlich der Ernennung so charakterisiert: »Wir alle kennen Kerstin Claus als leidenschaftliche Mitstreiterin - immer parteiisch für die Bedürfnisse und Belange von Betroffenen. Im Betroffenenrat werden wir sie vermissen.«
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