Schwere Krise der Umverteilung

Geringverdienende kommen in eine immer prekärere Lage

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Berliner Monitoring Soziale Stadtentwicklung dokumentiert seit vielen Jahren, was schiefläuft. Offensichtlich ist, dass die Bekämpfung der Kinderarmut auf der Stelle tritt, denn der Anteil verharrt in Berlin auf sehr hohem Niveau. Doch es zeigt auch, dass keine faire Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums stattfindet. In traditionell wohlhabenden Gegenden bleiben die Werte stabil. Und die Aufwärtsbewegung in von jeher eher ärmeren Stadtteilen kam vielleicht noch vor ein paar Jahren der angestammten Bevölkerung zugute. Doch inzwischen dokumentiert der Trend vor allem die zunehmende Verdrängung aus der Innenstadt aufgrund der rasant steigenden Mieten.

Das relativ simpel aufgebaute Monitoring soll dem Senat vor allem dazu dienen, zu erkennen, wo vielleicht noch ein Quartiersmanagement etabliert werden soll. Doch die paar Millionen Euro, die auf diese Weise fließen, können nicht mehr sein als ein bisschen Kosmetik. Der Mietenlawine müsste dringend Einhalt geboten werden. Sie ist wie die marginale Besteuerung von Erbschaften eine wahre Umverteilungsmaschine nach oben. Denn wem gehören die Aktien, Fondsanteile oder Eigentumswohnungen? Ganz bestimmt nicht jenen, die jetzt schon kaum wissen, wie sie die nächste Mieterhöhung stemmen sollen. Doch von Bundesseite gibt es nicht mehr als Verachtung und Indifferenz bei diesen Nöten. Selbst das Interesse, die zum Teil obszönen Gewinne angemessen zu besteuern, scheint äußerst begrenzt.

Der Hartz-IV-Satz hingegen ist hingegen zum Jahreswechsel um drei Euro erhöht worden - weniger als die schon damals bekannte Inflationsrate. Eine zusätzliche Einmalzahlung von 100 Euro und außerdem ein »Sofortzuschlag« für Kinder und Jugendliche von monatlich 20 Euro sind zum Juli in Aussicht gestellt. Und das, obwohl dieses Existenzminimum von Anfang an zu niedrig gerechnet worden ist.

Gleichzeitig werden in Zeiten einer seit Jahrzehnten hierzulande ungekannt hohen Inflation Staatsgelder für Treibstoffpreissenkung und 9-Euro-Ticket mit der Gießkanne auch an jene verteilt, die wahrlich darauf nicht angewiesen sind.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.