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Supermarkt für Rüstungsliebhaber
Bei der Messe Fidae in Santiago liegt der Schwerpunkt auf Gütern für die innere Sicherheit
Ein virtueller Schießstand da, deutsche Raketen dort, Gruppen aus Soldat*innen und Polizist*innen laufen herum und informieren sich bei Firmen aus lateinamerikanischen Nachbarländern, den USA, Frankreich oder der Türkei. Die Rüstungsmesse Fidae in Santiago de Chile wirkt wie ein Supermarkt für Rüstungsliebhaber*innen.
Auffallend ist jedoch die große Anzahl an ausgestellten Gütern für die innere Sicherheit, wie Schutzkleidung für Polizist*innen oder gepanzerte Autos sowie Veranstaltungen, die den Bereich der Weltraumforschung betreffen. Das würde ihn keinesfalls erstaunen, sagt der Politikwissenschaftler Sebastián Monsalve dem »nd«, schließlich sei Lateinamerika die friedlichste Weltregion. Nichtsdestotrotz ist das Militär in vielen Ländern staatstragend, die Geschichte vielfacher Militärdiktaturen in der Region liegt nur ein paar Jahrzehnte zurück. »Sie suchen Themenbereiche, mit denen sie ihre enormen Verteidigungshaushalte rechtfertigen können«, begründet Monsalve den Schwerpunkt der Messe auf innere Sicherheit. Nicht zuletzt während der Pandemie und bei der Bekämpfung organisierter Drogenkriminalität habe das Militär in ganz Lateinamerika polizeiliche Aufgaben übernommen.
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In Chile führte der Einsatz des Militärs in den vergangenen Jahren zu vielen Todesfällen. Monsalve meint: »Die Soldat*innen sind schließlich zum Töten ausgebildet, deren Munition durchquert mehrere Holzhäuser.« Der angebliche Hintergrund des Einsatzes im Inneren sei meistens die bessere Ausrüstung und die weiße Weste der Militärs im Vergleich zu korrupten Polizeieinheiten. Monsalve entgegnet: »Gerade bei der Ausrüstung sollten die entsprechenden Gerätschaften doch bei der entsprechenden Behörde landen und nicht beim Militär.« Er erinnert daran, dass derzeit in Chile darüber diskutiert wird, ob die Luftwaffe Löschflugzeuge kaufen sollte. »Dabei gibt es in Chile eine Behörde, die auf den Schutz der Wälder spezialisiert ist und die ständig unter Materialmangel leidet.«
Gerade im Bereich der Korruption haben Skandale in den vergangenen Jahren bewiesen, dass das Militär genauso anfällig ist wie andere Institutionen. Monsalve warnt: »Das Militär im Bereich der organisierten Kriminalität einzusetzen, verstärkt den Kontakt der Soldat*innen mit Kriminellen und somit auch die Gefahr auf Schmiergelder und Bestechungen.«
Neben dem Einsatz für polizeiliche Aufgaben engagiert sich das Militär auch im Bereich der Wissenschaft. Monsalve erzählt, »alle chilenischen wissenschaftlichen Satelliten gehören offiziell der Luftwaffe«, die Forscher*innen der Universitäten haben dabei allerdings das Problem, dass sie aufgrund der Geheimniskrämerei des Militärs nicht mit Teams aus anderen Ländern eng kooperieren dürfen. »Das verhindert internationale Zusammenarbeit«, kritisiert Monsalve.
Für Politikwissenschaftler Monsalve ergibt sich für die linken Regierungen Lateinamerikas wie derzeit in Chile oder Argentinien eine klare Schlussfolgerung: Sie müssten dem Militär Schritt für Schritt Aufgaben entziehen. Die extrem privilegierte Generalsebene würde damit in ihren Pfründen beschnitten und wäre sicher darüber nicht erfreut. Monsalve vermutet daher, dass die Regierungen weiterhin ihre Militärs gewähren lassen werden, um die Stabilität der jeweiligen Demokratie nicht zu gefährden.
Die Gewinner sind am Ende die Rüstungsfirmen. Schon über die ersten beiden Tage verkündeten sie Milliardenverträge. Vonseiten der deutschen Diehl-Gruppe, einem der größten Rüstungskonzerne Deutschlands, heißt es, man sei daran interessiert, den Auftrag zur Überholung der chilenischen F-16 Düsenjäger zu bekommen. Die chilenische Vertretung der Mercedes-Benz, ebenfalls mit Lastwagen und gepanzerten Fahrzeugen auf der Messe anwesend, sagt hingegen, man sei durch die europäische Aufrüstung für die kommenden Jahre ausgelastet. Man nehme hauptsächlich an der Messe Teil, um die Kontakte aufrechtzuerhalten.
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