- Anzeige -
nd Soliaktion 2024/25
- Anzeige -
nd Soliaktion 2024/25

Schema F hilft niemandem

Nicolas Šustr über unsinnige Planungen an der Berliner Torstraße

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf den Visualisierungen der Senatsmobilitätsverwaltung sieht die neue Torstraße, die 2025 das Licht der Welt erblicken soll, erst mal verheißungsvoll aus. Viel mehr Grün, breite Radstreifen, wenige Autos, keine Dauerparkplätze, Flaneure. Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich die Nebenwirkungen der unausgegorenen Planungen: im Dauerstau gefangene Busse und Rettungswagen, außerdem Lieferanten, die fluchend die Ware quer über die Straße wuchten.

- Anzeige -
nd Soliaktion 2024/25

Das wäre nicht nur ein Horrorszenario für Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) kurz vor den im Herbst 2025 anstehenden Wahlen, auf die sich alle Gegner der Verkehrswende stürzen würden. Es könnte auch den umwelt- und menschengerechten Umbau der Stadt insgesamt zurückwerfen.

Ob solche Pläne aus technokratischer Gedankenlosigkeit in der Mobilitätsverwaltung entstehen oder auch der Senatorin und den Anliegen ihrer Partei gezielt ein Bein gestellt werden soll – vorstellbar ist beides. Denn in den Tiefen der Amtsflure herrscht bei vielen Beschäftigten weiter die Grundüberzeugung, dass der Autoverkehr leicht fließen muss und dafür möglichst viel Raum braucht.

Doch seit Jahrzehnten gibt es verkehrswissenschaftlich eigentlich keinen Zweifel mehr: Weniger Straßenfläche führt zu weniger Autoverkehr. Und umgekehrt. Das zeigt sich beim Blick in die Untersuchungen zur Tangentialen Verbindung Ost (TVO), die neue Straßenverbindung, die von Biesdorf bis Köpenick führen soll. Zwar werden laut der offiziellen Analyse zur Verkehrswirksamkeit Verbindungen wie die Rudolf-Rühl-Allee und die Treskowallee um Tausende Autos täglich entlastet. Doch unterm Strich werden nach Fertigstellung täglich 15.000 bis 20.000 Autos mehr unterwegs sein.

Wenn die Grünen glaubwürdig bleiben wollen, müssen sie sowohl die Fehlplanungen auf der Torstraße schleunigst ausbügeln als auch bei der TVO prüfen, wie Lösungen ohne mehr Autoverkehr möglich sind.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Mehr aus: Kommentare