- Politik
- André Hahn
Geheimdienst-Aufseher im zweiten Anlauf
André Hahn wurde in das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestags gewählt
Es hat Seltenheitswert, wenn sich jemand aus den Reihen der Unionsfraktion im Bundestag positiv über Mandatsträger*innen aus der Partei Die Linke äußert. Roderich Kiesewetter (CDU) hatte genau das getan. Er hoffe, bald wieder mit André Hahn »in diesem kollegialen Gremium« sitzen zu können. Gemeint hatte Kiesewetter damit das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr), das dafür zuständig ist, den deutschen Geheimdiensten bei ihrer Arbeit auf die Finger zu schauen.
Hahn gehörte dem PKGr bereits in den letzten zwei Legislaturperioden an, war sogar zeitweise dessen Vorsitzender. Seine Wiederwahl zum Mitglied für eine dritte Amtszeit schien daher Formsache zu sein. Ende März folgte jedoch die Überraschung: Hahn fiel bei der Wahl durch, genauso wie AfD-Kandidat Joachim Wundrak. Was war da los?
Mutmaßlich lag es wohl an einer hohen Anzahl an Abgeordneten, die coroanbedingt ausgefallen waren. Jedenfalls sprachen sich mehrere Mitglieder des Gremiums dafür aus, dass Hahn einen zweiten Anlauf nehmen solle, darunter auch Kiesewetter. Am Donnerstag korrigierte der Bundestag nun seine Entscheidung und wählte den Linke-Politiker mit einer deutlichen Mehrheit von 426 Ja-Stimmen ins PKGr, mindestens 369 wären erforderlich gewesen. Grünen-Politiker Konstantin von Notz, Vorsitzender des Geheimdienstgremiums, gratulierte Hahn via Twitter zur Wahl.
Trotz Meinungsverschiedenheiten in Sachfragen hält die Mehrheit der Demokrat*innen im Hohen Haus den 59-Jährigen also weiter für kompetent. Fachlich ist Hahn ohnehin bestens geeignet für die Kontrolle der Geheimdienste. Bereits in seiner Zeit als Abgeordneter des sächsischen Landtages gehörte er von 1996 bis 2013 der Parlamentarischen Kontrollkommission an, dem Äquivalent zum PKGr auf Landesebene. Angesichts der katastrophalen Verhältnisse im sächsischen Verfassungsschutz dürfte die Arbeit dort die beste Schule gewesen sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.