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Verschleppte Barrierefreiheit
Über lange bleibende Hürden im öffentlichen Verkehr
Barrierefreiheit bedeutet, dass Menschen nicht nur mit Behinderungen ohne fremde Hilfe beispielsweise Bahnen und Busse nutzen können. Muss eine Fahrerin oder ein Fahrer dafür extra eine Rampe anlegen oder automatisch ausfahren, ist das also keine Barrierefreiheit. Und das ist viel zu oft noch der Standard. Da sind immer noch Dutzende Berliner Straßenbahnhaltestellen, an denen auf Fahrbahnniveau eingestiegen werden muss. Unglaublich, dass noch im Jahr 2006 die Stationen der M10 auf der Bernauer Straße so gebaut wurden.
Noch schlimmer sieht es bei den Tausenden Bushaltestellen der Hauptstadt aus. Selbst wenn Bauarbeiten in den Haltestellenbereichen anstanden, wurden meist nicht entsprechend hohe Bordsteine gesetzt, um wirkliche Barrierefreiheit zu erreichen. Bisher sind auch alle Bemühungen versandet, mit einer Offensive hier deutlich voranzukommen. Immerhin: Bei U- und S-Bahn ist der Großteil der Bahnsteige inzwischen für Rollstuhlfahrer erreichbar - auch hier wird es aber noch Jahre dauern, bis die letzten Bahnhöfe ertüchtigt sein werden.
Ganz düster sieht es bei den Fernzügen der Bahn aus. Kein ICE ist stufenlos erreichbar, und munter werden weitere Züge solcher Bauart beschafft. Der Zustand wird damit über Jahrzehnte zementiert. Die Schweiz hingegen hat bereits 2017 Hochgeschwindigkeitszüge beschafft, die erreicht werden können, ohne Treppen überwinden zu müssen. Für den Verkehr von Berlin nach Amsterdam hat die Deutsche Bahn zumindest einen Zugtyp bestellt, der ebenfalls wirklich barrierefrei sein soll. Die Auslieferung ist aber erst für 2024 vorgesehen.
Es ist offensichtlich: Selbst große Teile der öffentlichen Hand messen der Barrierefreiheit im Zweifelsfall weniger Gewicht bei, als es Selbstverpflichtungen und gesetzliche Regeln gebieten. So werden Menschen mit Behinderungen weiter an den Rand gedrängt, anstatt die Inklusion ernst zu nehmen. Es wird wohl noch viele Jahre lang am 5. Mai für die Gleichstellung demonstriert werden müssen.
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