Punkige Betschwester

Das Pussy-Riot-Mitglied Maria Aljochina ist nun aus Russland geflohen

Ihr Gespür für medienwirksame Auftritte hat Maria Aljochina, 1988 in der sich zersetzenden Sowjetunion geboren, schon mehrfach unter Beweis gestellt. Da wäre zum Beispiel das erste ganz große Spektakel: 2012 stürmt sie mit anderen Frauen der Punk-Performance-Gruppe Pussy Riot in die Moskauer Christ-Erlöser-Kirche. Bunte Wollmützen, mit Löchern für Mund und Augen versehen, über das ganze Gesicht gezogen. Ihr Punk-Gebet sah ein bisschen aus wie eine Mischung aus Zirkus und Banküberfall.

Dieser Auftritt, bei dem die Aktivistinnen nach Erlösung von dem immer noch bzw. schon wieder regierenden Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch P. geschrien haben, hätte nicht für so viel Furore gesorgt, hätte der Staatsapparat nicht vollkommen überzogen reagiert. Aljochina und anderen Beteiligten blühte bald schon Lagerhaft. Der drakonischen Strafe folgte die Begnadigung von oberster Stelle, so funktioniert die russische Willkürherrschaft.

Seitdem hört man noch gelegentlich von Pussy Riot: ein bisschen Aktionskunst, ein bisschen eitles Selbstmarketing (besonders wenn dafür rote Teppiche im Ausland ausgerollt werden). Ihren politischen Überzeugungen bleiben die Frauen aber treu. Auch Aljochina, die mit verschiedenen Menschenrechtsgruppen in Russland zusammenarbeitet.

Nun also hat Mascha Aljochina auch ihr Talent zu stilvollen Abgängen unter Beweis gestellt: Unter Hausarrest und der Androhung einer Haftstrafe stehend, weil die 33-Jährige im vergangenen Jahr zu Demonstrationen gegen die Verurteilung Alexej Nawalnys aufgerufen hatte, verabschiedete sie sich unbemerkt aus dem Land. Dafür haben sie und ihre Lebensgefährtin sich in die Montur von Essenslieferanten begeben, konnten so dem Überwachungsapparat ein Schnippchen schlagen und haben sich über Belarus nach Litauen aufgemacht. Die nächste Aktion kommt bestimmt.

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