- Politik
- Bewerber um EVP-Vorsitz
Groß in Brüssel
Der CSU-Mann Manfred Weber will an die Spitze der EU-Konservativen
Manfred Weber geht es ein bisschen wie der Europäischen Volkspartei (EVP), deren Präsident er werden will: In Deutschland kennen sie nur an Politik Interessierte, aber in der Brüsseler EU-Politik sind sie bekannt und haben viel zu sagen. Wenn die Mitgliedsparteien der EVP wie CDU und Silvio Berlusconis Forza Italia am Dienstagnachmittag beim EVP-Parteitag ihren neuen gemeinsamen Vorsitz wählen, wird voraussichtlich Weber als einziger Kandidat das Amt bekommen. Der 49-Jährige ist nicht nur stellvertretender CSU-Vorsitzender, sondern auch Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europaparlament, der größten Parteiengruppe. Noch prestigereicher ist der Vorsitz der EVP, den bisher der Pole Donald Tusk inne hatte. Auf dem Posten hat man viel mit Staats- und Regierungschefs zu tun und hält die Konservativen in der EU zusammen.
Die EU ist Weber wichtig, dabei vertritt er klassisch konservative Positionen. Als 2015 vermehrt Menschen nach Europa flüchteten, forderte Weber wie Parteikollege Horst Seehofer eine Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Seit einigen Jahren präsentiert sich Weber als Verfechter der Rechtsstaatlichkeit. Doch Weber hielt lange zu Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, dessen Fidesz-Partei in der EVP-Fraktion war. Als Orbán 2017 gerade ein umstrittenes Hochschulgesetz durchgebracht hatte, kritisierte Weber ihn dafür, aber betonte, dass »manch konservative Politik« zur EVP gehöre. Anfang 2021 verließ Fidesz die EVP-Fraktion und kam damit einem Ausschluss zuvor. Weber galt keineswegs als treibende Kraft dabei, Fidesz aus der Fraktion zu schmeißen. Als im September letzten Jahres Abgeordnete des EU-Parlaments dem slowenischen Regierungschef Janez Janša Angriffe gegen Medien und Justiz in seinem Land vorwarfen, mahnte auch Weber zur Einhaltung von demokratischen Prinzipien. Ein Dreivierteljahr später fuhr Weber nach Slowenien, um Janša und seine Partei aus der EVP-Familie im Wahlkampf zu unterstützen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.