Republik mit braunen Flecken

Aert van Riel über die letzten NS-Gerichtsprozesse

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit Blick auf die NS-Zeit darf es auch 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs keinen Schlussstrich geben. Deswegen ist es berechtigt, dass die Verbrecher von damals weiterhin vor Gericht gestellt werden. Zurzeit wird einer früheren Sekretärin aus dem KZ Stutthof und einem einstigen SS-Wachmann aus dem KZ Sachsenhausen der Prozess gemacht. Viel erwarten kann man von diesen Prozessen selbstverständlich nicht. Wer Teil der einstigen Mord- und Vernichtungsmaschinerie war, der ist oft starrsinnig und will seine Schuld nicht gestehen. Hinzu kommt der schlechte Gesundheitszustand der Angeklagten, der die Verhandlungstage verkürzt. Wenn sie zu einer angemessenen Strafe verurteilt werden sollten, werden sie diese nicht absitzen müssen.

Dennoch sind die Prozesse von einer großen symbolischen Bedeutung für die Opfer. Sie führen der Öffentlichkeit vor Augen, dass frühere Täter lange unbehelligt in der Bundesrepublik leben konnten. Noch schlimmer war, dass nicht wenige nach dem Krieg Karriere machten und ein hohes Ansehen genossen. Wer den deutschen Umgang mit der eigenen Vergangenheit lobt, der ist blind für die braunen Flecken in der Bundesrepublik.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.