• Berlin
  • Ukrainische Fachkräfte

Nach Flucht kommt Pflege

Brandenburg will ukrainischen Medizinern den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 2 Min.

In Brandenburg leben derzeit 28 485 Flüchtlinge aus der Ukraine, das sind knapp 200 weniger als noch vor vier Wochen. Wie Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch vor dem Sozial- und Gesundheitsausschuss des Landtags erklärte, befinden sich unter den Geflüchteten auch einige Menschen, die in das Gesundheitssystem des Bundeslandes integriert werden könnten. Gerade im medizinischen Bereich fehlen in Brandenburg zahlreiche Fachkräfte.

Laut Nonnemacher hätten bereits einige Ärzte, technische Fachkräfte und Pfleger die Anerkennung ihrer Qualifikation für Deutschland beantragt. Hierfür hat das medizinische Personal aus der Ukraine jedoch einige Voraussetzungen zu erfüllen. Zu den Bedingungen für die Erlaubnis zur Berufsausübung gehört laut Sozialministerin unter anderem eine Sprachkundigenprüfung. Nonnemacher schilderte die Anstrengungen einzelner Kliniken, etwa in Brandenburg an der Havel, Fachkräfte an ihr Haus zu binden und notwendige Anpassungsqualifizierungen in ihren Räumen zu organisieren. Diesbezüglich seien in Brandenburg »zahlreiche Aktivitäten zu verzeichnen«.

In vielen Fällen, so Nonnemacher, fehlten jedoch notwendige Dokumente wie Führungszeugnisse oder sonstige amtliche Bestätigungen aus dem Heimatland. Notariell beurkundete eidesstattliche Erklärungen könnten dann als Ersatz dienen. Den Worten der Ministerin zufolge bestehe bei den Flüchtlingen zudem ein großes Interesse am Erlernen der deutschen Sprache.

Erwartungen, dass unter Ausnutzung der Fluchtbewegung Deutschland seinen Bedarf an Fachkräften im medizinischen Bereich decken könne, seien nach den Worten des Linke-Abgeordneten Ronny Kretschmer jedoch illusionär. Er warnte davor, dass ukrainische Flüchtlinge nun in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gedrängt werden könnten. Kretschmer befürchtet eine 24-Stunden-Pflege »weit unter dem geltenden Mindestlohn«.

Wie Nonnemacher zudem schildert, ist die Hilfsbereitschaft der Brandenburger nach wie vor hoch: Fast 82 Prozent aller ukrainischen Geflüchteten seien derzeit bei Privatpersonen untergebracht. Weil nun nach und nach Mietverträge geschlossen würden, sei es wichtig, die Zusatzaufwendungen für die Herbergsanbieter unbürokratisch zu erstatten. Laut Nonnemacher haben sich die Landkreise teilweise dazu entschlossen, entsprechende Pauschalen zu gewähren. Niemand müsse befürchten, aus diesem Grund steuerlich herangezogen zu werden.

Der Auffassung der Linke-Abgeordneten Isabelle Vandre, dass durch Kriegserlebnisse bedingte Traumatisierungen behandelt werden müssen, pflichtete Nonnemacher bei. Ein entsprechender Mehrbedarf sei in kreislichen Krisenstäben festgestellt worden. Neue Programme angesichts der schwierigen Haushaltslage aufzulegen, sei dennoch »nicht ganz einfach«. Aber: »Ich sehe uns da nicht bei null.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.