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- Obdachlosenzählung in Berlin
Verzählt bei Obdachlosigkeit
Dem Umgang mit Obdachlosen fehlt es an Würde, findet Claudia Krieg.
»Nein, es braucht nicht noch eine weitere überflüssige Zählung obdachloser Menschen, es braucht tausende Wohnungen, um Obdachlosigkeit zu beenden.« Mit klaren Worten hat die Wohnungslosenstiftung, eine Selbsthilfe- und Selbstvertretungsorganisation von Betroffenen, auf die Absage der Erhebung reagiert. Seit Jahren wehren sich Betroffene, vor allem diejenigen, die sich gegen gesellschaftlichen Druck und Ausschluss selbst organisieren, dagegen, als sozialwissenschaftliches Objekt betrachtet zu werden. Viele obdachlose Menschen lehnten die Zählung ab, ist man sich bei den Wohnungslosenvertreter*innen sicher – »mit guten Argumenten«. »Die, die die Zählung unbedingt wollten, haben jetzt Zeit, darüber nachzudenken, was an ihren Konzepten und Angeboten falsch sein könnte«, schiebt man etwas verärgert hinterher.
Ganz so einfach ist es nicht. Das Vorhaben, Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Berlin zu beenden, wurde in den vergangenen Jahren vor allem von Sozialsenatorin Elke Breitenbach und ihrer Nachfolgerin Katja Kipping (beide Linke) als prioritär erachtet. Dass Housing First – also bedingungslos eine Wohnung zur Verfügung gestellt zu bekommen – das Konzept der Stunde ist, haben viele Sozialpolitiker*innen, Sozialarbeiter*innen und Aktivist*innen sowieso erkannt. Die Gesamtstädtische Steuerung zur Unterbringung und auch Housing First in Berlin zeugen davon.
Zugleich sieht es auf der praktischen Ebene oft ganz anders aus. Erinnert sei an die unsichere Lage des selbstorganisierten, nur durch Besetzung erkämpften Wohnprojekts obdachloser Menschen an der Habersaathstraße in Mitte, die praktisch nicht vorhandene offene Straßensozialarbeit in Neukölln oder die Räumung von Obdachlosen in Lichtenberg. Es klafft eine riesige Lücke zwischen Anspruch und Umsetzung, und darauf hinzuweisen, ist das gute Recht Betroffener. Genauso gibt es auf beiden Seiten Menschen, für die es ein guter, erster Schritt ist, »ins Gespräch« zu kommen. Aber es reicht politisch nicht aus. Betroffene brauchen konkrete Unterstützung und auch Schutz, wie man angesichts der Angriffe auf Obdachlose sieht.
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