Werbung

Sozial nur im Konjunktiv

Robert D. Meyer über die neuen schwarz-grünen Regierungen

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Eher zufällig nehmen bald zeitgleich zwei schwarz-grüne Landesregierungen ihre Arbeit auf; machtpolitisch ist diese Entwicklung nicht zu unterschätzen. Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sind nach dem langjährig erprobten Hessen das dritte Bundesland, wo CDU und Grüne in dieser Konstellation koalieren, in Baden-Württemberg ist lediglich die Führungsrolle vertauscht. Nur ein Experiment, ob zwei Parteien, die sich einst fundamental unterschieden, zusammenarbeiten können, ist schwarz-grünes Regieren nicht mehr.

Das ist nicht per se schlecht. Fast alles ist besser, als die CDU mit der FDP regieren zu lassen, wie es an der Kieler Förde drohte. Wer die Grünen als grün lackierte Konservative tituliert, macht es sich zu einfach. Woher progressive Mehrheiten nehmen, wenn es an der Wahlurne nicht dafür reicht? Schwarz-Gelb würde nicht nur für Klimaschutz und Energiewende viel weniger tun als jede Regierung mit grüner Beteiligung.

Jedoch müssen die Grünen aufpassen, nicht als Mehrheitsbeschafferin einer CDU zu enden, die behaupten kann, sich rundum zu modernisieren. In Wahrheit tun dies die Konservativen oft nur da, wo die Realität sie zwingt. Mehr Klimaschutz? Keine Partei mit ernsthaftem Regierungsanspruch kann dazu Nein sagen. Beim Wie aber wird es kompliziert, besonders unter Berücksichtigung des Sozialen. Hier geben die Grünen oft zu schnell nach, wie auch in den Verhandlungsergebnissen aus Düsseldorf und Kiel nachzulesen ist. Im hohen Norden etwa sollen Stromsperren für arme Haushalte lediglich »wenn möglich« vermieden werden. Konjunktive bei solch zentralen Fragen aber sind viel zu wenig.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!