Klimaziel verbrannt

Der Beschluss zum Verbrenner-Aus bis 2035 reicht nicht aus, wenn man ernsthaften Klimaschutz betreiben will

  • Jörg Staude
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Aufreger-Debatte um ein Verbrenner-Verbot ab 2035 spiegelt ziemlich gut wider, was derzeit so an der deutschen Klimadebatte falsch läuft. Für das 1,5-Grad-Ziel wäre ein EU-Verbot für Neuzulassungen von Autos mit Verbrennermotor ab dem Jahr 2030 nötig gewesen – und weil sich eine Verkehrswende nicht auf das Auswechseln des Antriebs beschränken kann, gehörte noch diese kleine, aber repräsentative Themenwahl politisch auf den Tisch: dass beispielsweise die SUV mit E-Antrieb noch schwerer und mächtiger gebaut werden als ihre ohnehin schon panzerähnlichen fossilen Vorgänger. Dass der Bau neuer Straßen noch immer als sakrosankt behandelt wird und nicht einmal ein Moratorium in die Nähe regierungsoffizieller Überlegungen kommt. Und dass ein dauerhaft bezahlbares Nahverkehrsticket angeblich an der Finanzierung scheitert. Dabei würden dafür die staatlichen Milliarden-Subventionen für das Dienstwagen- und das Dieselprivileg mehr als reichen. Solange sich an diesen grundlegenden Trends nichts ändert, wird noch jedes Klimaziel verbrannt werden.

Stattdessen regen sich Auto- und Umweltlobby über die recht nebensächliche Frage auf, ob künftige Autos teure Batterien oder teure E-Fuels unter den immer noch blechhaltigen Karossen haben. Den Befürwortern der E-Fuels geht es dabei gar nicht so sehr um die Pkw. Ihnen ist klar, dass die synthetischen Kraftstoffe vor allem im Schwerlast- und Flugverkehr eine Zukunft haben.

Die Verbrenner-Debatte ist eher ein gutes Vehikel, um Aufmerksamkeit und öffentliche Gelder zu generieren. So gesehen können alle Seiten mit dem nächtlichen Beschluss des EU-Umweltrates zufrieden sein – bis auf diejenigen, die einen ernsthaften Klimaschutz wollen.

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