- Kommentare
- Rinat Achmetow
Einfluss verloren
Der reichste Ukrainer gibt sein Medienimperium auf
Statt des normalen Programms lief am Dienstag Morgen auf knapp einem Dutzend ukrainischer Fernsehkanäle eine Dauersendung. Die Aktion erinnert an die berühmte Schwanensee-Ausstrahlung beim Zusammenbruch der Sowjetunion und ist eine Zäsur für die ukrainische Medienlandschaft. Am Vorabend hatte Rinat Achmetow, mit einem geschätzten Vermögen von 11,5 Milliarden US-Dollar der reichste Ukrainer, verkündet, sein Medienimperium auf staatlichen Druck hin aufzugeben. Über 1,5 Milliarden US-Dollar hatte Achmetow, international vor allem wegen seines Engagements beim Fußballklub Schachtar Donezk bekannt, in den vergangenen 20 Jahren in die »Mediengruppe Ukraine« investiert. Mehr als 4500 Menschen sorgten für Nachrichten, Unterhaltung und Sport auf ukrainischen Fernsehgeräten.
Offiziell gab Achmetow seine Medienlizenzen »zugunsten des Staates« ab, tatsächlich werden die Sender und Nachrichtenseiten abgeschaltet. Auch, weil er keinen Käufer finden konnte. Achmetow, der lange Zeit als russlandfreundlich galt, macht keinen Hehl daraus, dass die Entscheidung keine freiwillige ist. Der Grund für seinen Rückzug ist das sogenannte »Oligarchengesetz«, mit dem die Regierung in Kiew seit vergangenem Jahr den Einfluss superreicher Personen auf Politik und öffentliche Meinung einschränken will. Der Schritt ist eine Forderung der Europäischen Union und in der Ukraine durchaus umstritten, weil das Gesetz anderem den Begriff des Oligarchen nicht genau definiert.
Achmetow, die wirtschaftliche Führungsfigur im Donbass, war einst in der Partei der Regionen des 2014 gestürzten Präsidenten Wiktor Janukowytsch aktiv, von dem er sich nach dem Euromaidan distanzierte. Anschließend wurde es ruhig um ihn. Dass er ein Oligarch sei, weist Achmetow entschieden von sich. Er selbst sieht sich als »größten privaten Investor in die ukrainische Wirtschaft.«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.