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Jetzt wird’s heiß
Die Fahrer der Tour de France gehen die anstehende Hitzewelle mit ganz unterschiedlichen Strategien an
Eine Angst jagt die nächste bei dieser Tour de France. Kaum scheint die Gefahr von Covid-Infektionen zumindest eingedämmt im Peloton, da braut sich schon die nächste Bedrohung zusammen. Eine achttägige Hitzewelle mit Temperaturen von teils mehr als 40 Grad im Schatten sagen die Meteorologen für ganz Frankreich voraus. Die Zeitungen sind bereits voll von Erinnerungen an die Hitzetage vom August 2003. Sie forderten damals rund 15 000 Todesopfer.
Deshalb wird Alarmstimmung verbreitet: »Ventilatoren werden herausgeholt und Solidaritätsnetzwerke etabliert, gekühlte Räume in Kommunen und Betrieben zur Verfügung gestellt«, schrieb die Tageszeitung »Aujourd’hui« am Dienstag. In Paris stellen die Kommunalverwaltungen gar über 24 Stunden zugängliche klimatisierte Räume zur Verfügung. Sie legten auch Listen mit besonders gefährdeten und isoliert lebenden Personen an, 10 500 allein in der Hauptstadt.
Auch auf die Tour hat das Wetter Auswirkungen. »Keiner mag es, bei 40 Grad Fahrrad zu fahren«, sagt der Slowene Tadej Pogačar. Das gilt aber besonders für ihn selbst. Der Gesamtführende hat schon früher eingestanden, die Hitze nicht besonders zu mögen. Sein Kontrahent Geraint Thomas schöpft daraus bereits Hoffnung: »Das Wetter kann das Rennen tatsächlich beeinflussen«, so der Waliser. Andere sind da skeptischer. »Pogačar hat gezeigt, dass er in allen Situationen vorneweg fährt. Er wird auch nicht bei Hitze einbrechen«, sagt Matt White, Chef des Teams Bike-Exchange dem »nd«.
White setzt für seine Fahrer vor allem auf ein Präventionsrezept: »Wer die Hitze gewohnt ist, verträgt sie besser. Die meisten von unseren Profis leben in Spanien. Sie haben sich also gut an hohe Temperaturen angepasst.« Beim Team AG2R geht man etwas wissenschaftlicher an die Sache heran. »Wir hatten extra Trainingslager in der Hitze, um die Rennfahrer an solche Situationen zu gewöhnen«, erzählt Jean-Baptiste Quiclet, Performance Manager des französischen Rennstalls.
Quiclet hält die drei Phasen vor, während und nach den Etappen für gleichermaßen wichtig: »Vor dem Rennen kommt es darauf an, den Wasserhaushalt hoch zu halten und den Körper über Kühlwesten und Eisbeutel kühl zu halten. Im Rennen ist es wichtig, viel zu trinken.« Wie viel genau, sei vom einzelnen Rennfahrer abhängig. Aber er rechne mit der doppelten Menge im Vergleich zu gewöhnlichen Etappen. »Wir reichen aus dem Begleitwagen auch Eis heraus, damit Nacken und Gesicht gekühlt werden. Nach dem Rennen muss dann der Flüssigkeitsverlust, den man unterwegs erlitten hat, komplett wieder ausgeglichen werden«, so Quiclet. Ein Profi verliere schnell mal 1,5 Liter Schweiß auf einer Etappe. Das weiß auch DSM-Teamarzt Camiel Aldershof, der den Flüssigkeitshaushalt seiner Profis sogar vor und nach den Rennen exakt misst, um ganz sicherzugehen. Ein weiteres Problem: Profis haben bei der Hitze weniger Hunger und essen zu wenig. »Dann kommt zur Hitze der Hungerast hinzu«, warnt Jean-Baptiste Quiclet.
Der Kamm der Hitzewelle wird eher zum kommenden Wochenende erwartet. Die schon jetzt hohen Temperaturen hatten aber bereits Auswirkungen im Fahrerfeld: Am Sonntag musste der Franzose Alexis Vuillermoz ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch der Ruhetag half ihm nicht. Zum Start der 10. Etappe trat er nicht mehr an.
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