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Südostasien spürt die Auswirkungen des Krieges
Japan sieht seine Sicherheit von Russland und China bedroht
Die »Japan Times« schlug Alarm: Das chinesische und das russische Militär haben offenbar vereinbart, ihre Überwachungsaktivitäten zu verstärken, um die »strategische Abschreckung gegen Japan« zu erhöhen, berichtete die Zeitung dieser Tage. Was nicht nur die »Japan Times« alarmierte, war ein Vorfall im Ostchinesischen Meer. Dort hatte ein chinesisches Marineschiff ungeplant ein russisches Kriegsschiff in der Nähe von Japan verdrängt. Zuerst meldete das die japanische Agentur Kyodo News. Der Vorfall ereignete sich in den Territorialgewässern rund um die von Japan kontrollierten und von China beanspruchten Senkaku-Inseln in der Region.
In letzter Zeit haben sowohl Moskau als auch Peking die Zahl ihrer militärischen Aktivitäten in der Region erhöht. Nach Angaben des japanischen Verteidigungsministeriums kreuzten jüngst drei russische Marineschiffe zwischen den beiden westlichsten Inseln Japans, Yonaguni und Iriomote. Im vergangenen Monat sagte Japans Verteidigungsminister Nobuo Kishi, dass fünf russische Marineschiffe Japan »fast umzingelt« hätten, und drei chinesische Schiffe seien einem ähnlichen Weg gefolgt.
Der Anstieg der russischen Militäraktivitäten wird als Reaktion auf die von Japan in Abstimmung mit den G7-Verbündeten verhängten umfassenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland interpretiert, zu denen auch das Einfrieren russischer Vermögenswerte und die Ausweisung russischer Diplomaten gehören. Japan, das es bisher vermieden hatte, in internationalen Konflikten klar Stellung zu beziehen, hat dieses Mal Russlands Vorgehen scharf kritisiert. Dieses für Japan untypische Verhalten als Reaktion auf einen Konflikt, der geografisch weit weg von Japan stattfindet, hat Gründe. Die von Premierminister Kishida Fumio formulierte »einseitige Änderung des Status quo mit Gewalt« durch Russland weckt bei vielen Japanern Ängste. Für Japan stellt dies einen gefährlichen Präzedenzfall dar, da es mit China einen Territorialstreit um die Senkaku-Inseln führt, von denen es befürchtet, dass China sie ihm »gewaltsam« abnehmen könnte. Japan antwortet mit massiver Aufrüstung auf die zunehmende militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und China, insbesondere seit dem Krieg in der Ukraine.
Der Vorfall mit dem chinesischen Marineschiff, das das russische Kriegsschiff verdrängt hat, sorgte für Spekulationen. China scheint dieser Vorfall unangenehm zu sein, weil es Russland als seinen Verbündeten ansieht. Andererseits ist das russische Schiff nach Angaben des japanischen Verteidigungsministeriums in die umstrittenen Gewässer gefahren, um einem Taifun auszuweichen, berichtet Kyodo News. Indem es den Anschein erweckte, als würde China um sein »eigenes« Territorium patrouillieren, wollte das Land wahrscheinlich seinen territorialen Anspruch auf die Senkaku-Inseln demonstrieren, der wiederum von seinem »Verbündeten« Russland respektiert wird.
Aus japanischer Sicht verschärft das Vorgehen Chinas »einseitig die Spannungen« und hat eine »ernsthaft besorgniserregende Situation« geschaffen. Auf einer Pressekonferenz teilte Japans stellvertretender Kabinettschef Seiji Kihara mit, dass Tokio bei Peking Protest eingelegt habe und dass Japan auf ähnliche Schritte »entschlossen, aber ruhig« reagieren werde, berichtet Kyodo News. Daraufhin rechtfertigte Peking die Einfahrt der Fregatte und kritisierte den Protest Tokios, meldete der »Toronto Star«. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, erklärte, die Inseln seien chinesisches Territorium. »Die Aktivitäten chinesischer Schiffe in den nahe gelegenen Gewässern sind rechtmäßig und gerechtfertigt«, ließ er auf einer regulären Pressekonferenz verlautbaren. »Japan hat kein Recht, solche unverantwortlichen Bemerkungen zu machen.« Andererseits protestierte Japan nicht gegen das Vorgehen Russlands in der Region, da das Land keine Ansprüche auf die Senkaku-Inseln erhebt. Allerdings soll Tokio sein »großes Interesse« an den Bewegungen der russischen Marineschiffe in der umstrittenen Region bekundet haben, meldete Kyodo News. Für anhaltende Spannung und Anspannung ist gesorgt.
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