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Klimawandel stoppte die letzte Maya-Großmacht
Der Untergang der Stadt Mayapan stand im Zeichen von Fehden und anhaltenden Dürren
Mayapan, im Nordwesten der Halbinsel Yucatán gelegen, nimmt eine Sonderstellung innerhalb der zahlreichen Mayastädte der nachklassischen Periode ein. »Das Wappen der Maya«, wie der Stadtname übersetzt lautet, war die einzige Stadt, die als Hauptstadt eines Mayareiches angesehen werden kann. Andere bekannte Orte wie Copán, Uxmal oder Chichen Itzá waren eher Kultstätten und Sitz lokaler Dynastien, deren Einfluss sich nur wenige Dutzend Kilometer im Umkreis streckte. Mayapan hingegen war der Sitz der mächtigen Cocom-Familie, die von den lokalen Dynastien im Norden und Nordwesten Yucatáns als Führung anerkannt war. Am Hofe der Cocom lebten Familienmitglieder der alliierten Dynastien. Von hier aus wurden Feldzüge nach Tabasco und das südliche Yucatán geplant. Der kriegerische Charakter der Stadt findet seinen sichtbaren Ausdruck in der Mauer, die sie umgibt. Auch diese macht sie einzigartig im ganzen Mayagebiet.
Rund 200 Jahre währte diese Zeit, in der die Eliten der verschiedenen Städte im Einflussbereich von Mayapan von der Machtteilung profitierten. Eine stillschweigende Voraussetzung des inneren Friedens war es, dass der Hohepriester aus der Cocom-Familie seinen vermeintlichen Einfluss auf den Regengott Chác geltend machte und für ausreichend Regen sorgte. Ohne Regen wuchs in dem Gebiet nicht genug Mais, um das Leben in der Stadt aufrechtzuerhalten. Denn die Halbinsel ist ein gigantischer verkarsteter Kalksteinfelsen, in dem es keine nennenswerten Flüsse oder Seen gibt.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts änderten sich im Zusammenhang mit dem pazifischen El-Niño-Phänomen die Passatwinde vom Atlantik in die Karibik. Dadurch wurde das Klima in Mittelamerika trockener. Die Niederschläge gingen zurück, die Ernten fielen spärlicher aus und konnten die Bevölkerung von Mayapan – immerhin mehr als 15 000 Menschen – sowie die des übrigen Nordwestens der Halbinsel nicht mehr ausreichend ernähren. Die sinkenden Niederschlagsmengen und die langsam einsetzende Dürre lassen sich in den zahlreichen Kalksteinhöhlen der Karstlandschaft gut nachverfolgen. So verlangsamte sich in dieser Zeit das Wachstum der Tropfsteine und stoppte schließlich völlig. Auch die Analyse von Sedimenten aus den Höhlen weist auf zunehmende Trockenheit hin. Die Dürreperiode erstreckte sich über etwa 150 Jahre. Erst an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert wandelte sich das Klima erneut zu dem, was die Bewohner Yucatáns heute als Normalzustand betrachten.
Infolge der schlechteren Lebensbedingungen verschärften sich die Gegensätze und Rivalitäten zwischen den Herrschern der übrigen Städte des Gebiets und der Cocom-Familie. Es kam zu Unruhen unter den Bauern, die die überwiegende Masse der Bevölkerung stellten. Wenn die Opfergaben, darunter auch Menschenopfer, die Götter nicht dazu bewegten, den notwendigen Regen zu senden, erschütterte das die Autorität der herrschenden Kaste. Zwischen 1441 und 1461 spitzten sich die Gegensätze zwischen den herrschenden Familien so zu, dass es zu einer Revolte kam, in der die konkurrierenden Kleinkönige die bisher führende Familie der Cocom massakrierte und fast gänzlich auslöschte. Ablesbar ist dies an archäologischen Funden in ihrer Stadt Mayapan, in der mehrere Massengräber gefunden wurden. Die DNA-Analyse ergab, dass sie mütterlicherseits verwandt waren. Die Fundumstände weisen auf rituelle Hinrichtungen hin. Diese Praxis, dass der Herrscher für sein Versagen den Göttern geopfert wurde, hatte lange Tradition und ist auf einer Reihe Stelen und in Kalkmalereien über die ganze Zeit der Mayakultur festgehalten worden.
Eine Wissenschaftlergruppe unter Leitung von Douglas Kennett von der University of California Santa Barbara analysierte nicht nur die Klimadaten von Nord- und Nordwest-Yucatán über einen Zeitraum von 1000 Jahren, sondern führte diese auch mit historisch-archäologischen Untersuchungsergebnissen zusammen. Die Analyse der Schwankungen des Klimas zwischen feuchteren auf trockeneren Perioden durch den Koautor Norbert Marwan vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zeigt, dass die Maya in Nordwest-Yucatán prosperierten, solange genug Regen fiel, während Dürreperioden zu Krieg und Niedergang führten. Schon 200 Jahre vor dem Untergang Mayapans erlebte Chichen Itzá blutige Unruhen, die der Stadt die Vorherrschaft über Yucatán nahm.
Es waren nicht nur die Maya, die in der Zeit zwischen 1000 und 1450 Perioden von kulturellem Aufschwung und Bevölkerungswachstum und darauffolgende Dürreperioden mit Krieg und Niedergang erlebten. Auch das Aztekenreich kämpfte um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert sowie um 1450 mit Dürreperioden. Und peruanische Kulturen wie die der Tiwanaku und Wari erlebten Aufschwung und Niedergang zwischen 1000 und 1400. Große Teile der Bevölkerung wanderten von der Küste in das Hochland und wieder zurück. Ihre Impulse ließen die Kulturen im regenreicheren Hochland aufblühen. Weiter nördlich, im Südwesten der heutigen USA, spielten die Klimaänderungen für die Anasazi eine ähnliche Rolle.
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