• Sport
  • Fußball-Bundesliga

Das Berliner Derby zwischen Union und Hertha zum Auftakt

Kritik aus Köpenick, Vorfreude in Charlottenburg

Beim letzten Derby jubelte der 1. FC Union Berlin nach dem 4:1 im blauen-weißen Olympiastadion.
Beim letzten Derby jubelte der 1. FC Union Berlin nach dem 4:1 im blauen-weißen Olympiastadion.

Die einen finden es gut, die anderen nicht. Gleich zum Saisonstart der 1. Bundesliga steht das Berliner Stadtduell zwischen den Fußballern des 1. FC Union und Hertha BSC an. Kritik daran kam aus Köpenick. »Derbys haben immer einen Alleinstellungscharakter. Sie sind etwas Besonderes im Spielplan. Jetzt hat man es auf den ersten Spieltag gelegt – das ist schlecht von der Liga«, sagte Unions Präsident Dirk Zingler. Herthas neuer Vereinschef Kay Bernstein sieht es anders: »Das ist gleich zu Beginn ein Highlight, und wir freuen uns darauf.«

Es ist keineswegs so, dass sich Union nicht auf den Anpfiff an diesem Sonnabend in der Alten Försterei freut. Die unterschiedlichen Ansichten zum Austragunsgszeitpunkt des Derbys sind eher ein Ausdruck der neuen Verhältnisse im Hauptstadt-Fußball. Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußballverbands, sagt es so: »Wir haben in Union einen ehemaligen Aufsteiger, der sich sehr schnell in der Bundesliga etabliert und zweimal in Folge für den europäischen Wettbewerb qualifiziert hat. Das ist eine deutliche Verschiebung der Kräfte.«

Angesichts der beschriebenen Entwicklung ist diese Erkenntnis nicht neu – und manifestiert sich zudem in drei Derby-Siegen von Union in der vergangenen Saison. Aussprechen aber will sie keine der beiden beteiligten Fußball-Parteien. Die in Köpenick wehrt sich nicht gegen Erfolge, kann sie genießen und die Fans besingen ihre »Stadtmeister« liebend gern als »Berlins Nummer eins«. Bei alldem braucht Union aber keinen anderen Verein als Vergleich, er schaut auf sich. Niemand kann das besser formulieren als ein Pragmatiker aus der Schweiz. »Es ist ein Heimspiel, das wir zu gewinnen versuchen«, sagte Urs Fischer am Donnerstag im Pressegespräch mit Blick auf den anstehenden Bundesligastart. Und wenn Unions Trainer auch im vierten Erstligajahr den Klassenerhalt als oberstes Ziel nennt, ist das kein Understatement eines Klubs, der im zweitwichtigsten Vereinswettbewerb Europas antritt, sondern formulierte Vernunft: »40 Punkte in der Bundesliga zu holen, das ist unheimlich schwierig.«

Realismus, das war lange Zeit nicht die Stärke von Hertha BSC. Und so waren die Charlottenburger dem Abstieg so nah, wie sie eigentlich der Champions League sein wollten. Nach der gewonnenen Relegation ist vieles neu. Und weil sie jetzt liefern müssen, käme Kritik an einer Spieltagsansetzung nirgendwo gut an. Ob vieles anders wird, bleibt abzuwarten, beispielsweise ob sich Bernstein, der vom ehemaligen Ultra zum Präsidenten aufgestiegen ist, gegen Widerstände im Klub auch wirklich durchsetzen kann.

Sportlich scheint die Entwicklung unter dem neuen Trainer Sandro Schwarz noch etwas Zeit zu brauchen. Das Aus im DFB-Pokal gegen den Zweitligavorletzten Eintracht Braunschweig war die vierte Niederlage in Folge, selbst gegen einen englischen Fünftligisten konnte kein Sieg gelingen. Vielleicht deshalb, vielleicht auch aus Einsicht in eigene Mitschuld an der eskalierenden Gesamtsituation bei Hertha BSC: Fredi Bobic erkennt die Entwicklung an. »Die Favoritenrolle liegt bei den Unionern. Das muss man akzeptieren und respektieren, wie es ist. Es ist verdient«, sagte der Sportchef vor dem Derby. Ein Sieg an diesem Sonnabend könnte in Charlottenburg einiges bewegen, eine Niederlage die Zerrissenheit verschärfen. Union würde weder das eine, noch das andere aus der Bahn werfen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -