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Schrott bleibt Schrott
Mieter rekommunalisierter Wohnungen am Kottbusser Tor beklagen Zustände wie bei Deutsche Wohnen
»Nach vielen Jahren Deutsche Wohnen hatten wir gehofft, dass es mit der Howoge in unserem Haus besser wird. Doch alles bleibt beim Alten: Die Schäden werden nicht repariert, das Haus verfällt, die Verwaltung ist überfordert und wir können monatelang nicht duschen.« Das sagen Mieter*innen des Hauses Kottbusser Straße 4 in Berlin-Kreuzberg.
Seit Oktober letzten Jahres sei die Dusche nicht benutzbar, heißt es. Wenn die Hausverwaltung überhaupt reagiert habe, seien zur Problembehebung die falschen Handwerker geschickt worden, beispielsweise einmal ein Maler. Außerdem sei »mit Blick in die offensichtlich falschen Unterlagen« empfohlen worden, im zweiten Bad der Wohnung zu duschen. Allerdings handelt es sich dabei um eine Gästetoilette.
Die Mieter*innengemeinschaft Kotti & Co sowie die AG Kotti Süd warten in ihrer Mitteilung mit noch viel mehr Gruselgeschichten zu den zum Jahreswechsel rekommunalisierten Beständen auf der Südseite des Kottbusser Tors auf.
In demselben Haus sei bis Mitte Juli ein Fahrstuhl für zwei Monate defekt gewesen, der erst 2019 von Deutsche Wohnen ausgetauscht worden war. »Es ist der dritte und längste Ausfall des Aufzugs seit der Rekommunalisierung, die für alle, insbesondere aber für den auf den Rollstuhl angewiesenen Bewohner im fünften Stock, eine Riesenbelastung sind«, heißt es.
In der Kneipe »Pirata Patata« an der Ecke Admiral- und Kohlfurter Straße habe es im November 2021 einen massiven Wasserschaden gegeben. Grund seien marode und defekte Abwasserrohre aus Eternit gewesen. »Dieser Schaden wurde von Deutsche Wohnen jedoch nicht nachhaltig behoben, sodass es Anfang 2022 nach der Rekommunalisierung zu zwei erneuten Wasserschäden in der betroffenen Kneipe kam«, so die Mieter*innenvertretung. Sowohl Howoge als Neueigentümerin als auch Deutsche Wohnen als Alteigentümerin wiesen jede Verantwortung und Kostenübernahme von sich, sodass es nur eine Frage der Zeit sei, bis es zum nächsten Wasserschaden und zur Gefährdung des Kneipenbetriebs kommt. »Der momentane Schaden beläuft sich auf 15 000 bis 20 000 Euro«, berichtet Inhaber Tom.
»Die landeseigenen Wohnungsunternehmen drohen, ihren positiven Einfluss auf den Berliner Wohnungsmarkt zu verlieren«, konstatiert Kotti & Co. Die Mieter*innen der rekommunalisierten Bestände nähmen »den Eigentümerinnenwechsel oft als eine Verschlechterung, auf jeden Fall nicht als eine Verbesserung der Hausverwaltung wahr«, heißt es weiter.
Dem Grunde nach bestätigt die Howoge auf nd-Anfrage die geschilderten Vorfälle. Der Aufzug sei wegen eines defekten Steuerungsteils so lange ausgefallen, erläutert Unternehmenssprecherin Sabine Pentrop. Die Howoge habe Kontakt mit weiteren Unternehmen aufgenommen, um den Ersatz zu beschleunigen, da die Wartungsfirma das nicht habe zusagen können. Jedoch »betragen die Lieferzeiten für Aufzugsersatzteile oft mehrere Wochen«. Man bedauere die Belastungen für die Mieter*innen sehr. »Der genannte auf den Rollstuhl angewiesene Mieter konnte während der Zeit auf Kosten der Howoge in einem Hotel untergebracht werden und wurde von unserem Kundenbetreuer und unserem Sozialen Management unterstützt«, erklärt Sabine Pentrop.
Bei den anderen Fällen handelt es sich laut Howoge um sogenannte Altschäden, die noch von der Deutsche Wohnen aufgenommen wurden. »Es ist vertraglich vereinbart, dass die Deutsche Wohnen beziehungsweise die von ihr beauftragte Versicherung diese Schäden behebt beziehungsweise reguliert«, heißt es weiter. Die Howoge arbeite jedoch seit einigen Wochen »intensiv daran, Lösungen für die vielzähligen Altfälle zu entwickeln und so die Verfahren im Sinne der Mietenden zu beschleunigen. Dabei sind die Kolleg*innen mit einer teils unzureichenden Datenlage konfrontiert. So auch im Falle der defekten Dusche.« Nach Aufklärung des Missverständnisses sei unverzüglich der Dienstleister des Unternehmens beauftragt worden. »Wir gehen von einer zeitnahen Erledigung aus«, so Sabine Pentrop. Auch beim Wasserschaden in der Kneipe habe sich die Howoge »keinesfalls verweigert. Auch hier wurde mittlerweile unser Dienstleister mit der technischen Schadensbehebung beauftragt.«
Untätigkeit seit der juristischen Übernahme der Bestände am 1. Januar will die Howoge sich nicht vorwerfen lassen. »Verbunden mit der physischen Übernahme der Bestände haben wir umgehend ein Quartiersteam aufgebaut, das unter Leitung unseres Quartiersleiters aus mittlerweile fünf Hausmeistern und Kiezhelfern sowie vier kaufmännischen und technischen Immobilienbewirtschaftern besteht«, erläutert Sabine Pentrop. Doch es gebe viel zu tun: »Neben den anspruchsvollen Aufgaben der Verkehrssicherung zählt die tägliche Wiederherstellung von Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit auf den stark genutzten und verschmutzten Außenflächen und Hauseingängen zu den Hauptaufgaben der Kolleginnen und Kollegen.«
»Es ist unstrittig, dass sich die übernommenen Wohnungsbestände in einem Instandhaltungszustand befinden, der weit unterhalb des Howoge-Standards liegt«, erklärt Sabine Pentrop. Diesen zu verbessern, das Portfolio zu sanieren und mit den Klimazielen der Howoge in Einklang zu bringen wird Jahre in Anspruch nehmen. »Viele Jahre ausbleibende Investitionen, teils Jahrzehnte, können nicht innerhalb von Monaten ausgeglichen werden; auch nicht von einem kommunalen Unternehmen, das sich zu einer sozialverträglichen Mietengestaltung und einem sozialen Bestandsmanagement verpflichtet«, unterstreicht die Unternehmenssprecherin.
Rund 1500 Wohnungen südlich des Kottbusser Tors hat die Howoge Anfang des Jahres übernommen. Das war Teil des Rückkaufs von rund 15 000 Wohnungen von Vonovia und Deutsche Wohnen im Zuge von deren Fusion, für den knapp 2,5 Milliarden Euro geflossen sind. Eingefädelt hatten den Deal die SPD-Politiker Michael Müller und Matthias Kollatz, damals als Regierender Bürgermeister und als Finanzsenator. Die Koalitionspartner Linke und Grüne warnten vor überhöhten Preisen und einer möglichen Überforderung der Landes-Wohnungsunternehmen. Denn bereits nach dem Kauf eines Pakets von 6000 Wohnungen durch die Gewobag im Jahr 2019 hagelte es Beschwerden über eine weitere Verschlechterung der Lage in der Folge.
»Wir alle wissen um die Bedeutung der Rekommunalisierung von Wohnraum durch die landeseigenen Wohnungsunternehmen und wollen diese weiter vorantreiben. Umso zentraler ist es, dass Senat und landeseigene Unternehmen gemeinsam eine ordentliche Bewirtschaftung der Bestände sicherstellen«, sagt Grünen-Wohnungspolitikerin Katrin Schmidberger zu »nd«. Schon in der letzten Legislatur seien diese Probleme vermehrt aufgetreten. »Daher ist es auch wichtig, die Ombudsstelle bei der Wohnraumversorgung Berlin (AöR) jetzt einzusetzen, um diese zu beseitigen«, so Schmidberger weiter.
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