Generalverdacht ausräumen

Daniel Lücking sieht großen Handlungsbedarf im Rundfunk

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Krise des Rundfunks Berlin-Brandenburg RBB bestätigt – berechtigt oder nicht – den Generalverdacht, mit dem Rundfunkbeitrag werde nicht sachgerecht umgegangen. Die Selbstbedienungsmentalität nach Gutsherrinnenart, die Ex-RBB-Intendatin Patricia Schlesinger zeigte, stellt aber auch die Unabhängigkeit der Journalist*innen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk infrage. Dass der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow, der den Kolleg*innen im eigenen Haus anlässlich des »Umweltsau«-Liedes in den Rücken fiel, nun federführend der Berliner Skandal-Anstalt das Vertrauen entzog, war pflichtschuldig, kann aber nicht überzeugen.

Journalist*innen wie Schlesinger und Buhrow wechselten innerhalb des Systems in organisatorische Verantwortung, als aus den Reporter*innen irgendwann Redaktionsleiter*innen und Spitzenmanger*innen wurden. Das eigene Rollenverständnis scheint dabei aber nicht immer reflektiert zu werden. Aus der journalistischen Karriere ist nicht automatisch ein Verständnis für Budgetverwaltung, Unternehmensentwicklung und zeitgemäße Personalführung erwachsen.

So schleppen »die Anstalten« Ballast aus gewachsener Struktur, gesellschaftlichen und politischen Wünschen sowie den persönlichen Ambitionen Einzelner mit sich herum. Letztere befeuern Unmut, wenn ihre Egomanie Blüten treibt, wie zuletzt im RBB. Dass der Bezeichnung »Reform« kaum mehr vertraut wird, weil schon zu viele Intendant*innen diesen Auftrag hatten, sollte endlich zur Neuaufstellung motivieren. Die Doppelstruktur aus ARD und ZDF sollte dabei zusammengeführt und gebührenfinanzierter Journalismus endlich wieder näher an Kleinstädte und Dörfer gerückt werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -